Meldung

Paradiesische Aussichten

18.06.2008

Der Islam im Spiegel westlicher Kinder- und Jugendbücher


Vorurteile und Misstrauen gegenüber dem Islam sind weit verbreitet, auch unter jungen Menschen. Rund 3,4 Millionen Muslime leben heute in Deutschland. Insbesondere in Schulen treffen die unterschiedlichen Religionen und die damit verbundenen Lebensstile aufeinander. Integration ist derzeit eine der wichtigsten innenpolitischen Herausforderungen.
Mit dem Projekt „Paradiesische Aussichten – Der Islam im Spiegel westlicher Kinder- und Jugendbücher“ möchte die Internationale Jugendbibliothek, mit Unterstützung des Kulturreferates der Landeshauptstadt München, das Thema aus literarischer Perspektive beleuchten und einen Beitrag zur Vermittlung einer differenzierteren Sichtweise leisten. Mittelpunkt des Projekts ist eine Buchausstellung von ca. 60 empfehlenswerten Kinder- und Jugendbüchern aus mehreren westlichen Ländern, in denen die spannungsreiche Begegnung zwischen Ost und West, zwischen islamischer und christlich-abendländischer Kultur im Mittelpunkt steht. Ein Begleitkatalog erscheint in Kürze.

Lesungen und Diskussionen für Jugendliche und Erwachsene
Die Auswahl enthält sowohl autobiographisch geprägte Erzählungen von Migranten, die den Konflikt zwischen islamisch-traditionellem Elternhaus und westlich-liberaler Gesellschaft schildern, sowie Romane von Autoren, die den Islam aus einem westlichen Hintergrund heraus betrachten. Weiterhin werden Sachbücher zur Geschichte, der Religion und den Gebräuchen des Islams sowie Dokumentationen über das Leben jugendlicher Muslime gezeigt. Texte, die den Lesern Einblicke in das Leben in islamischen Ländern vermitteln, runden das Bild ab. Die Vitrinenausstellung wird von Lesungen und Diskussionen für Jugendliche und Erwachsene begleitet. Zudem gibt es spezielle Angebote für Lehrer und Schulklassen.
Im Rahmen dieses Projekts sind der politisch engagierte Autor und ehemalige französische Minister für Chancengleichheit Azouz Begag, die deutsch-türkische Jugendbuchautorin Aygen-Sibel Çelik und die in München lebende Journalistin Elke Reichart, die jugendliche Migranten über ihr Leben in Deutschland befragt hat, in der Internationalen Jugendbibliothek zu Gast.

Eröffnung mit Azouz Begag am 24. Juni 2008 um 19 Uhr
Azouz Begag wurde 1957 als Sohn algerischer Einwanderer in einem Vorort von Lyon geboren. Er promovierte in Wirtschaftswissenschaften und arbeitete als Soziologe in Paris und Lyon. Neben wissenschaftlichen Studien, in denen sich Azouz Begag mit der Mobilität und Identität von Immigranten beschäftigt, hat er vielbeachtete Romane für Kinder, Jugendliche und Erwachsene veröffentlicht.
1986 debütierte er als Kinderbuchautor mit seinem autobiographisch gefärbten Roman „Le gône du chaâba“ (Dt. Ausgabe: Der Junge vom Stadtrand). Anschaulich schildert er die Mühen des „Gastarbeiter“-Kindes Azouz, im eigenen Land anzukommen. Der Roman wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. 1986 mit dem französischen Journalistenpreis „Prix du meilleur roman“, und erfolgreich verfilmt.
Als im Herbst 2005 in den Pariser Vorstädten gewalttätige Unruhen ausbrachen, war Azouz Begag gerade zum beigeordneten Minister für die Förderung von Chancengleichheit in die französische Regierung berufen worden. Nach Auseinandersetzungen mit dem damaligen Innenminister Nicolas Sarkozy gab er 2007 sein Amt auf. Der Autor lebt in Paris.

Es ist schwierig anders zu sein. Anders als die Franzosen, aber auch anders als die Araber. Ich habe mich immer als einen betrachtet, der auf der Grenzlinie zu Hause ist, an einem Ort, der allen und niemand gehört, den man in der Regel überquert. Ein Zwischenort. Dort nämlich lernt man am besten, was es heißt, Mensch zu sein.

Azouz Begag in „Azouz, der Junge vom Stadtrand“

Die Buchausstellung
Vom 23. Juni bis zum 9. Oktober 2008 ist die Ausstellung in den Vitrinen im Foyer der Internationalen Jugendbibliothek zu sehen. Geöffnet ist montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr.
Im Anschluss stehen die Bücher als Wanderausstellung zur Verfügung, die von Schulen, Bibliotheken und weiteren Kulturinstitutionen kostenlos ausgeliehen werden kann.

Kontakt:
Bettina Neu
Internationale Jugendbibliothek
Presse- und Programmarbeit
Tel.: (089) 891211-30
E-Mail: presse@ijb.de


Redaktionskontakt: schuster@dipf.de