
Verbranntes Wissen? |
08.05.2013 |
Gedenkwoche der Humboldt-Universität zu Berlin
Vor 80 Jahren, am 10. Mai 1933, gingen auf dem Opernplatz gegenüber der heutigen Humboldt-Universität Bücher von Schriftstellern, Wissenschaftlern und Publizisten in Flammen auf. Es verbrannten Werke von Bertolt Brecht, Sigmund Freud, Erich Kästner, Heinrich und Klaus Mann, Erich Maria Remarque, Anna Seghers, Kurt Tucholsky und vielen anderen Autorinnen und Autoren. Aus Anlass der Bücherverbrennung vor 80 Jahren veranstaltet die Humboldt-Universität zu Berlin vom 10. bis 17. Mai 2013 eine Gedenkwoche. Unter der Überschrift „Verbranntes Wissen?“ werden Ausstellungen, Vorträge, Lesungen und Podiumsdiskussionen zu sehen und zu hören sein.
HU-Präsident Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz: „Es waren Studierende und Professoren, die die Bücher unter dem Ausruf von Feuersprüchen in die Flammen warfen. Die Mitglieder der Humboldt-Universität wissen um dieses furchtbare Erbe. Jedes Jahr am 10. Mai erinnern Studierende und Beschäftigte der Universität an das Geschehen auf dem heutigen Bebelplatz, vor allem um sich ihrer historischen Verantwortung zu vergewissern und aufmerksam zu bleiben, damit sich ein Geschehen wie dieses niemals wiederholt. Deshalb müssen wir uns mit unserer Geschichte auseinandersetzen, deshalb ist es so wichtig, für die Freiheit des Wortes, des geschriebenen wie des gesprochenen, einzutreten.“
Auftaktveranstaltung am 10. Mai mit Prof. Dr. Norbert Lammert
Im Rahmen der Auftaktveranstaltung am 10. Mai hält Prof. Dr. Norbert Lammert, Präsident des Deutschen Bundestags, eine Gedenkrede. Im Foyer des Hauptgebäudes der Humboldt-Universität wird für die Dauer der Gedenkwoche eine Bücherinsel aufgebaut. Alle Angehörigen der Universität sowie Literaturinteressierte sind aufgerufen, eigene Bücher von zu Hause mitzubringen und gegen neue Literatur zu tauschen. Sitzecken laden zum Verweilen und Diskutieren ein. Eine studentische Ausstellung im Foyer der Juristischen Fakultät am Bebelplatz informiert über Voraussetzungen, Wirkung und Folgen des Ereignisses. Außerdem werden Schülerworkshops zu den Schicksalen jüdischer Kinder 1933 bis 1942 in Berlin angeboten. Weiterhin wird eine Webseite mit Biographien und Interviews jüdischer Studierender von 1933 bis 1938 vorgestellt und freigeschaltet. Der Historiker Dr. Werner Treß und der Bibliothekar Jürgen Babendreier werden Vorträge zum Thema halten.
Schülerworkshops am Institut für Erziehungswissenschaften am 13. Mai
Veronika Nahm vom Anne Frank Zentrum Berlin und Prof. Dr. Detlef Pech vom Institut für Erziehungswissenschaften der Humboldt-Universität laden Grundschülerinnen und -schüler ab 9 Jahren ein, mehr über die Lebensgeschichten und Schicksale jüdischer Kinder 1933-1942 in Berlin zu erfahren.
Der Schülerworkshop „Nicht in die Schultüte gelegt“ findet am 13.05.2013 von 15:00 bis 18:00 Uhr in der Grundschulwerkstatt des Instituts für Erziehungswissenschaften, Geschwister-Scholl-Straße 7, Raum 323, statt.
Seit 2010 hat das Anne Frank Zentrum zusammen mit dem Centrum Judaicum, der Humboldt-Universität und Kinderexperten aus drei Berliner Grundschulen ein Lernmaterial entwickelt, mit dem Kinder der Klassen 4 bis 6 anhand von Biografien über Geschichte und Kinderrechte lernen können. Das Material basiert auf Kindheitsgeschichten und historischen Fotos aus den 1930er Jahren von verstorbenen Berliner Jüdinnen und Juden. „Nicht in die Schultüte gelegt“ wurde den jüdischen Schülerinnen und Schülern die schleichende Ausgrenzung bis hin zur völligen Entrechtung, erzwungenen Ausreise oder gar Ermordung in der Zeit des Nationalsozialismus.
Anmeldung: detlef.pech@hu-berlin.de
Die Teilnehmerzahl ist auf 15 Schüler begrenzt.
Sabine Erbstößer und Christina Klätte vom Institut für Erziehungswissenschaften der Humboldt-Universität bieten am 13.05.2013 von 15:00 bis 17:30 Uhr für Kinder ab 9 Jahren, die mehr über die deutsche Geschichte an originalen Schauplätzen in Berlin-Mitte lernen möchten, einen Stadtrundgang an. Beginnend am Bebelplatz, werden historisch bedeutsame Orte zu Fuß besucht. Um zu erfahren, wie diese damals von Kindern und Jugendlichen wahrgenommen wurden und welche Ereignisse sich hier abspielten, werden Erzählungen von realen Zeitzeugen, die in Kinderbüchern zu Nationalsozialismus/Holocaust veröffentlicht wurden, in den Rundgang miteinbezogen. Die Teilnehmerzahl ist auf 15 Schüler begrenzt.
Treffpunkt: 13.05.2013 um 15:00 Uhr vor Raum 323 am Institut für Erziehungswissenschaften, Geschwister-Scholl-Straße 7
Anmeldung: christina.klaette@hu-berlin.de
Die Teilnehmerzahl ist auf 15 Schüler begrenzt.
Humboldt liest! Gedenklesung am 16. Mai
Um den Autorinnen und Autoren und den Texten ihrer verbrannten Bücher gebührend Aufmerksamkeit und Respekt zu erweisen, werden Studierende, Mitarbeiter und Alumni der Humboldt-Universität am 16. Mai von 09:00 bis 18:30 Uhr im Foyer des Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrums, Geschwister-Scholl-Straße 1/3, aus ausgewählten Büchern vorlesen. Unter den Vorlesern sind u.a. die Schriftsteller und HU-Alumni Herrmann Kant und Falko Hennig sowie der Liedermacher und Lyriker Wolf Biermann.
Abschlussveranstaltung am 17. Mai mit György Konrád
Zur Abschlussveranstaltung am 17. Mai spricht der ungarische Schriftstellers György Konrád. György Konrád wurde 1933 als Sohn einer jüdischen Familie in Ostungarn geboren. Im Jahr 1944 entging er nur knapp der Deportation in das Konzentrationslager Auschwitz. Sein Vortrag trägt den Titel „Bücher überleben Flammen“.
Das vollständige Programm der Gedenkwoche ist abrufbar unter:
www.hu-berlin.de/verbranntes-wissen/
Kontakt:
Constanze Haase
Pressesprecherin
Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6
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