Meldung

Bücher aus dem Feuer

10.05.2011

Lesungen zum 78. Jahrestag der Bücherverbrennung



Vor 78 Jahren, wenige Wochen nach der nationalsozialistischen Machtübernahme, wurden Bücher von Schriftstellern und Wissenschaftlern, die jüdischer Herkunft waren oder der NS-Bewegung kritisch gegenüber standen, in fast allen deutschen Universitätsstädten verbrannt. Darunter Bücher von Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger, Sigmund Freud, Erich Kästner, Irmgard Keun, Heinrich Mann, Erich Mühsam, Erich Maria Remarque, Anna Seghers, Ernst Toller, Kurt Tucholsky, Arnold Zweig, Stefan Zweig...

„...dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen...“, heißt es in Heinrich Heines 1823 erschienener Tragödie „Almansor“. 110 Jahre später, am 10. Mai 1933, nur 100 Tage (!) nach Hitlers Machtergreifung, wurden auch Heines Bücher im Rahmen der zentral gesteuerten Aktion „Wider den undeutschen Geist“ von Studenten in SA-Uniformen ins Feuer geworfen.

Aktion „Bücher aus dem Feuer“
Am 10. Mai 2011, dem 78. Jahrestag der Bücherverbrennung durch die Nazis, wird deutschlandweit an diese menschenunwürdige Tat erinnert. In Schulen, Universitäten und Theatern, auf öffentlichen Plätzen, vor oder in Rathäusern, in Bibliotheken, Museen, Buchhandlungen und Restaurants werden Texte aus den damals verbrannten Büchern vorgelesen.

Die Aktion „Bücher aus dem Feuer“ findet bereits zum siebten Mal statt. Ihre Organisatoren rufen dazu auf, angesichts wachsender Fremdenfeindlichkeit, neonazistischer Strömungen im wiedervereinten Deutschland und erneut aufkeimender antisemitischer Haltungen gegen den Rechtsradikalismus ein Zeichen zu setzen. Bei den Lesungen ist jeder willkommen, ob als Zuhörer oder Leser.

Veranstaltungen bundesweit
Termine von Veranstaltungen zum 78. Jahrestag der Bücherverbrennung sind auf der Internetseite der Aktion „Bücher aus dem Feuer“ abrufbar. Ein Flyer und ein Miniplakat sowie Texte aus verbrannten Büchern stehen zum Download zur Verfügung. Zur Textauswahl gehört auch das folgende Gedicht von Bertolt Brecht.

 

Die Bücherverbrennung

Als das Regime befahl, Bücher mit schädlichem Wissen

Öffentlich zu verbrennen, und allenthalben

Ochsen gezwungen wurden, Karren mit Büchern

Zu den Scheiterhaufen zu ziehen, entdeckte

Ein verjagter Dichter, einer der besten, die Liste der

Verbrannten studierend, entsetzt, dass seine

Bücher vergessen waren. Er eilte zum Schreibtisch

Zornbeflügelt, und schrieb einen Brief an die Machthaber.

Verbrennt mich! schrieb er mit fliegender Feder, verbrennt mich!

Tut mir das nicht an! Laßt mich nicht übrig! Habe ich nicht

Immer die Wahrheit berichtet in meinen Büchern? Und jetzt

Werd ich von euch wie ein Lügner behandelt! Ich befehle euch:

Verbrennt mich!

Bertolt Brecht


Das Gedicht bezieht sich auf das Protestschreiben „Verbrennt mich“ von Oskar Maria Graf, veröffentlicht am 12. Mai 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung.

Kontakt:
Ursula Buchner
E-Mail: buchner@buecherlesung.de
Internet: www.buecherlesung.de


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