Bericht

Mentoring – ein Heilmittel in der Leseförderung

28.12.2010

Expertenvorträge und Praxisbeispiele zu Lesementoring-Modellen



Die TUI-Stiftung rief, und 130 kamen. So viele Leseförderer versammelten sich am 23. September 2010 im Congress Center der TUI AG, um die Antworten von Experten und Praktikern auf eine provokant-schlichte Frage zu hören: „Mentoring – Allheilmittel der Leseförderung?“ Die politische Unterstützung für das Tagungsanliegen kam vom niedersächsischen Kultusminister Bernd Althusmann höchstpersönlich, der sich in seinem Grußwort als Mitbegründer des Lüneburger Vereins „Mentor – die Leselernhelfer“ outete.

Lesementoring aus wissenschaftlicher Sicht
Der Vormittag gehörte der Wissenschaft, die sich in drei Vorträgen der Tagungsfrage näherte. Prof. Dr. Haci-Halil Uslucan (Duisburg-Essen) wies auf die Komplexität der Lesefähigkeit hin und betonte die Bedeutung des übenden Lernens für ihre Ausbildung. Dr. Carlos Kölbl (Hannover/Göttingen) berichtete über ein konkretes Leseförderprojekt aus dem Grundschulbereich und sah die besten Wirkungsmöglichkeiten für ehrenamtliche Leseförderer im Bereich der Leseflüssigkeit. Prof. Dr. Uwe Sandfuchs (Dresden/Braunschweig) wies auf die Bedeutung der engen Zusammenarbeit von Schulen und externen Helfern hin, wie er sie in einem Projekt mit der ZEIT-Stiftung habe realisieren können.

Lesementoring-Projekte im Fokus
Der Nachmittag stand im Zeichen der Lesementoren-Praxis. Ein Überblicksreferat von Karola Penz (Hannover) stellte die Vielfalt der Lesementoren-Projekte heraus und wies insbesondere darauf hin, dass Mentoren wie Mentees Mentoring-Gewinner sein können, wenn bestimmte Mindestanforderungen erfüllt werden. Susanne von Stern (Lüneburg) zeigte an eindrucksvollen Zahlen, dass die Vereine des Typs „Mentor – die Leselernhelfer“ in Niedersachsen eine Art Bürgerbewegung darstellen und zugleich bemüht sind, die vielen Mentoren gut auf ihre Arbeit vorzubereiten und ihnen bei der Arbeit zur Seite zu stehen. Ulrike Knoch-Ehlers (Hannover) lenkte den Blick auf die Schülermentoren aus neunten Klassen, die in Hannover und anderswo in Kleingruppen mit Grundschülern Leseförderung betreiben und sich dabei zugleich für den „Kompetenznachweis Kultur“ qualifizieren. Sarah Rickers (Mainz) stellte die Lesescouts vor, die in Rheinland-Pfalz, Hessen und Sachsen als Schüler ihre Mitschüler mit sehr unterschiedlichen Aktionen und Aktivitäten zum Lesen animieren.

Ein Heilmittel, kein Allheilmittel
Am Ende versuchten die Teilnehmer der Podiumsdiskussion mit Unterstützung der Moderatorin Bettina Schmieding (Köln) zu einer Antwort auf die Tagungsfrage zu kommen. Dabei kam die Rolle der Schule und der Lehrer in den Blick. Sie bleiben die Hauptverantwortlichen für das Lesen-Lernen, wie auch Heiner Hoffmeister vom Niedersächsischen Kultusministerium betonte. Aber sie können die Unterstützung von Ehrenamtlichen gut gebrauchen und sollten sie noch stärker bewusst nutzen. Die Mentoren tragen durch ihre Betreuung vor allem dazu bei, das Selbstbewusstsein und die Lesemotivation der schwächeren Leser zu stärken. Diese Leistung können die Lesementoren durch individuelle Zuwendung und durch ihr Rollen-Vorbild erbringen, denn beides fehlt zumeist in den Familien dieser Kinder.

Ja, für die Leseschwachen ist Mentoring ein Heilmittel der Leseförderung, wenn auch nicht das Allheilmittel, so lautete schließlich das Fazit der Tagung, die Elke Hlawatschek von der TUI-Stiftung gemeinsam mit der Akademie für Leseförderung und dem Lesementoring-Projekt der Landeshauptstadt Hannover vorbereitet hatte. Die TUI-Stiftung und die Akademie für Leseförderung werden sich bemühen, die Ergebnisse der Tagung zeitnah zu verbreiten und damit die Lesementoren-Idee voranzubringen.

Die Folien zu den Vorträgen und weitere Informationsmaterialien stehen zum Download zur Verfügung unter:
www.tui-stiftung.de/ts/de/projekte/Lesementoring.html

Autor:
Dr. Andreas Müller
Akademie für Leseförderung der Stiftung Lesen an der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek
Waterloostr. 8
30169 Hannover
Tel.: 0511/1267-215
E-Mail: andreas.mueller@gwlb.de
Internet: www.akademiefuerlesefoerderung.de

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