Bericht

„Kaufrausch“ in der Stadtbibliothek Aschaffenburg

22.09.2010

Jugendliche übernehmen Auswahl, Einkauf, Erfassung und Präsentation von Medien




Abteilung Free-Style
Abteilung Free-Style
© Stadtbibliothek Aschaffenburg
Um eine Nutzergruppe anzusprechen, die die Bibliothek weniger intensiv bis überhaupt nicht nutzt, wurde in der Stadtbibliothek Aschaffenburg im Mai 2010 das Projekt „Kaufrausch“ für Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren angeboten. Anknüpfend an gute Erfahrungen mit ähnlichen Projekten in anderen Bibliotheken, z.B. in der Stadtbibliothek Solingen, sollte die Aktion dazu beitragen, das Medienangebot für diese Altersgruppe attraktiver zu gestalten. Zunächst ging es darum, die Interessen der Jugendlichen kennenzulernen und herauszufinden, womit sie sich gern beschäftigen. Anschließend wurden Medien ausgewählt, gemeinsam eingekauft und unter Anleitung für die Ausleihe in der Jugendabteilung der Stadtbibliothek vorbereitet.

Medienauswahl, Einkauf, Erfassung, Präsentation
Vier Mädchen im Alter von 12 bis knapp 13 Jahren meldeten sich für das viertägige Projekt an. Betreut wurden sie von der Bibliothekarin Annette Seiller und der Studentin Elke Lüdecke. Für den Medienkauf standen 500 € aus dem Etat der Jugendabteilung zur Verfügung.

Am ersten Projekttag wurde besprochen, nach welchen Kriterien die Medien ausgewählt werden sollten. Sie sollten für die Altersgruppe ab 12 Jahren (FSK ab 12) geeignet sein, nicht im Bestand der Bibliothek vorhanden sein, nicht einseitig politische Meinungen propagieren, keine Gewalt verherrlichen oder pornographische Inhalte haben.
In Prospekten der Buchhandlung und im Internet bei www.amazon.de konnten die Mädchen nach Erwerbungswünschen recherchieren. Anschließend wurde im OPAC geprüft, ob der gewünschte Titel bereits im Bibliotheksbestand vorhanden ist.

Eingekauft wurde am nächsten Tag in der örtliche Buchhandlung und in einem Kaufhaus mit einer großen DVD- und CD-Abteilung. Um Dublettenkäufe zu vermeiden, wurde anhand der Bestandsliste überprüft, ob die ausgewählten Bücher, DVDs oder CDs bereits zum Bestand der Bibliothek gehören. Eine Zwischenrechnung ergab, dass das Budget bereits überschritten war, so mussten einige DVDs leider wieder in das Regal gestellt werden. 18 Bücher, 18 DVDs und 5 CDs konnten jedoch im Einkaufskorb bleiben.

Der dritte Projekttag diente zur Vorbereitung der eingekauften Medien für die Ausleihe. Die Mädchen staunten, wie viele Arbeitsschritte notwendig sind, bevor ein Buch oder eine DVD in das Regal der Bibliothek gestellt werden kann:
  • Inventarisierung
  • Vergabe der Zugangsnummer
  • Vergabe der Signatur
  • Stempeln
  • Katalogisieren
  • Einbinden
  • Interessenkreisvergabe
  • Rückenschilder aufkleben
  • Barcode anbringen
  • Verknüpfen
Die Mädchen waren sehr konzentriert und eifrig bei der Sache. Mit Unterstützung der Bibliothekarinnen wurden die Bücher in Folie eingebunden und mit Aufklebern versehen. Am Ende des Tages waren bis auf die Schlusskontrolle alle Arbeitsschritte erledigt.

So konnten die Neuerwerbungen am letzten Projekttag an einem zentralen Platz in der Abteilung „Free-Style“ zur Ausleihe präsentiert werden. Bereits 2 Tage später war das Regal bis auf 2 Artikel leer, das beweist wohl, dass mit dieser Auswahl der Geschmack der Zielgruppe getroffen wurde!

Fazit
Allen Beteiligten hat die Aktion viel Spaß gemacht und eine Wiederholung wird ausdrücklich gewünscht, wie eine Befragung zur Auswertung des Projekts ergab.

Hinsichtlich der Interessen der Projektteilnehmerinnen zeigte sich, dass Fantasy und Mystery- Romane besonders beliebt sind. Die Ausleihzahlen der Bibliothek bestätigen dieses Ergebnis. Hörbücher scheinen dagegen für die 12- bis 13-Jährigen weniger interessant zu sein, denn im Rahmen des Projektes wurden keine ausgewählt, dafür teilweise sehr dicke Bücher und viele DVDs. Das hängt wahrscheinlich mit dem Freizeitverhalten dieser Altersgruppe zusammen. Man trifft sich, um gemeinsam eine DVD anzuschauen, dafür sind Hörbücher eher nicht geeignet.

Die beiden knapp 13-jährigen Mädchen interessierten sich bereits überwiegend für die Erwachsenenliteratur. Für die Mädchen bedeutete es eine neue Erfahrung, dass viele Bücher, für die sie sich interessierten, bereits in der Bibliothek vorhanden waren- nur eben in einer anderen Abteilung, nämlich der allgemeinen Romanabteilung. Für die Bibliothek bedeutet das die Erkenntnis, dass fliessendere Übergänge zwischen den Abteilungen für diese Zielgruppe günstiger wären. Ein Schritt in diese Richtung wurde bereits mit der Aufstellung der Jugendabteilung im ersten Stock neben der Literatur für Erwachsene getan.

Bei einer Wiederholung des Projektes, eventuell mit Jungen in den Herbstferien, soll das Projekt noch einen Untertitel erhalten: „Blick in die Kulissen der Stadtbibliothek“.

Autorin: Elke Lüdecke

Kontakt:
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Aschaffenburg
Schlossplatz 2
63739 Aschaffenburg
Tel.: (06021) 33 94-0
E-Mail: stadtbibliothek@stadtbibliothek-aschaffenburg.de
Internet: www.stadtbibliothek-aschaffenburg.de


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