
Leseleos haben bessere Chancen |
28.07.2010 |
Individuelle Leseförderung für Grundschüler in Hamburg
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Thomas Gaster und Leseleo Berk © Andrea Anna Wirtz |
Lesepatenschaften für Kinder mit Migrationshintergrund
Erste Station der Projektsafari: die Leseleos in der Schule Stengelestraße in Hamburg Horn. „Wir wollen den Blick der Kinder öffnen, mehr Sprachbewusstheit fördern und Spaß am Lesen vermitteln“, sagte die Pädagogin und Mitinitiatorin des Leseleo-Projekts Dr. Annegret Böhm. Ein Patenschaftsmodell, das „Schule macht“. Zahlreiche Schulen im gesamten Stadtgebiet haben sich bereits angeschlossen und bilden ihrerseits Lesepatenschaften für Kinder mit Migrationshintergrund.
Der unglaubliche Erfolg dieser Idee zeigt sich nicht zuletzt darin, dass ein Patenkind eine Klasse bereits übersprungen hat und bei einem weiteren dieser Schritt erwogen wird. Die frühzeitige individuelle Förderung zeigt erstaunliche Resultate.
„Kinder mit Migrationshintergrund machen bei uns 93 Prozent der Schüler aus“, erklärte Dr. Annegret Böhm. „Da mussten wir uns einfach etwas überlegen.“ Inzwischen lesen und spielen regelmäßig 45 Lesetandems miteinander. Die Kinder freuen sich schon immer auf den Lese-Tag, wenn sie endlich mit ihren Lesepaten bei Keksen und Tee zu den Buchabenteuern von „Plisch und Plum“ aufbrechen oder sich mit dem „Kleinen Tiger“ nach Panama aufmachen.
„Auch die Eltern der Kinder sind eng eingebunden“, berichtete Dr. Annegret Böhm. Wie die meisten Mentoren studiert auch Thomas Gaster (24) auf Lehramt. „Es bringt riesigen Spaß, mit einem so begeisterten Kind wie Berk zu arbeiten“, sagte er und nickt seinem Lesepatenkind zu. Ja, das klappe auch bei den anderen Patenschaften ganz reibungslos. „Nur in einem Fall musste ein Pate aus beruflichen Gründen abbrechen.“
Und der siebenjährige Berk? Der fiebert ebenfalls dem Leseleo-Tag entgegen. „Manchmal spielen wir danach auch“, erzählte der Junge, der später unbedingt ein Streichinstrument erlernen möchte.
„…da haben wir dann einfach Walzer getanzt“
Als Lesepatin dabei ist auch die pensionierte PR-Beraterin und Literaturwissenschaftlerin Gabriele Jaeger. Ihrer Meinung nach sind die Lesepatenschaften eine gute Möglichkeit, die interkulturelle Kompetenz der Kinder zu stärken. Was damit gemeint ist, erklärte die kleine Hajera: „Wir haben in einem Kinderbuch über einen Walzer gelesen, und als ich nicht wusste, was das ist, hat Frau Jaeger einfach mit mir Walzer getanzt.“
Als Lesepaten mit dabei sind auch Studenten mit Migrationshintergrund. Als Ehrenamtliche sorgen sie dafür, dass die Kinder es etwas leichter haben, als sie
selbst.
Überhaupt werde der Internetauftritt, die Gestaltung von Flyern oder das Aushängen von Informationen in der Universität von den studentischen Lesepaten selbst gestaltet, berichtete Dr. Annegret Böhm. Auch Ausflüge werden in Eigenregie geplant.
„Die Eltern der Kinder sind wirklich sehr dankbar“, sagte die Pädagogin. Kein Wunder, dass die Paten oft „regelrecht betüttelt“ würden.
Auch der bei dieser Projektsafari mitfahrende Tross der Politiker, Journalisten, Behördenmitarbeiter und Interessierten hatte eine kleine Überraschung für die aufgeweckten Leseleos mitgebracht. Auf dem liebevoll von den Kindern mit einem Bücherwurm und zahlreichen Tüchern gestalteten Lesesessel nahm die Schauspielerin Friederike Brüheim Platz und las eine Geschichte aus „Puuh der Bär“.
Autor: Michael Koglin
Kontakt:
Leseleo e.V.
Dr. Annegret Boehm
Eichtalstraße 33
22041 Hamburg
E-Mail: boehm@leseleo.de
Internet: www.leseleo.de
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