Bericht

Räume voller Bücher werden Räume voller Möglichkeiten!

10.12.2009

2. Berlin-Brandenburger Schulbibliothekstag verabschiedete eine Resolution





Eröffnung mit Prof. Dr. Hobohm
Eröffnung mit Prof. Dr. Hobohm
© Günter Schlamp
Etwa 140 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Schulbibliotheken in Berlin und Brandenburg trafen sich am 28. November 2009 in der Fachhochschule Potsdam beim 2. Berlin-Brandenburger Schulbibliothekstag zum Erfahrungsaustausch und zur Fortbildung. Das waren 50% mehr Teilnehmer als im Vorjahr, obwohl die Tagung an einem Samstag stattfand und Geld kostete.
Den schönsten Slogan für den Tag formulierte die Pressereferentin der Fachhochschule Potsdam: „Aus Räumen voller Bücher werden Räume voller Möglichkeiten!“

Eröffnung mit Streikposten
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer begannen die Tagung in Anwesenheit von Streikposten. Seit Tagen war der Hörsaal wegen des Bildungsstreiks besetzt. Gastgeber Prof. Hans-Christoph Hobohm hatte die streikenden Studentinnen und Studenten aber überzeugen können, dass es auch beim Schulbibliothekstag um Verbesserung von Bildung gehe, man also am selben Strang ziehen würde. So konnte die Tagung trotz des Streiks im großen Hörsaal eröffnet werden.

Workshops und Marktplatz der Möglichkeiten
In den Workshops ging es um neue Kinder- und Jugendliteratur, Erfahrungsberichte aus Schulbibliotheken der Grundschule und der Sekundarstufe sowie um Ideen zur Nutzung der Schulbibliothek als Lernort. Auch bibliotheksfachliche Informationen zum Aufbau einer Schulbibliothek und zum Fundraising fehlten nicht.
Auf dem „Marktplatz der Möglichkeiten“ informierten u. a. Lesen in Deutschland, der Berliner Büchertisch e.V. , das LISUM, die Buchhandlung Anagramm, der Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. und Bibliotheksausstatter. Auch ein mobiles digitales Whiteboard, das gut in einen Lernort Bibliothek passen würde, wurde präsentiert.

Zurückhaltung bei der Förderung von Schulbibliotheken
Staat und Schulträger halten sich bisher zurück bei der Förderung des Schulbibliothekswesens. Eingeladene aus der Bildungsverwaltung sagten ab. Leider auch die Stadt- und Landesbibliothek Potsdam. Aus Berlin war immerhin zu hören, dass der Bezirk Treptow-Köpenick Anstrengungen mache und in Kreuzberg im Umfeld des Berliner Büchertisches e.V. eine private Initiative zur Unterstützung von Schulbibliotheken entstehe.
In Brandenburg, so ist in einem Protokoll der Landesfachstelle für öffentliche Bibliotheken über ein Gespräch mit einem Vertreter des Bildungsministeriums im Jahr 2004 zu lesen, war man sich einig, nicht in Schulbibliotheken zu investieren, sondern auf die öffentlichen Bibliotheken zu verweisen. Bei der Mittelverwendung für Schulbibliotheken wäre ja nicht sicher, wie nachhaltig diese Einrichtungen betreut und gepflegt würden. Ähnlich antwortete auch Ministerpräsident Platzeck, als er im September 2007 nach Schulbibliotheken in Brandenburg gefragt wurde. Aber diese Einstellung will der Schulbibliothekstag ja ändern.
Während sich die Eingeladenen aus der Bildungsverwaltung rar machten, war die Freude über eigens aus Sachsen, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein angereiste Kolleginnen und Kollegen groß.

Aufruf zu größerem Engagement für Schulbibliotheken
Die Tagung schloss mit einer Resolution, in der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Landesregierungen und die Schulträger zu einem größeren Engagement für Schulbibliotheken aufriefen.


Entschließung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
des 2. Berlin-Brandenburger Schulbibliothekstages am 28.11.2009 in Potsdam

Wenn es Schulbibliotheken nicht gäbe, müssten sie erfunden werden. Sie sind in vielen Ländern der Erde moderne Wissens-, Lern- und Kulturzentren mitten in der Schule. Sie verbessern die Schülerleistungen, fördern die Sprachkompetenz und können die Lust aufs Lesen wecken.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fortbildungsveranstaltung 2. Berlin-Brandenburger Schulbibliothekstag fordern daher die Brandenburger Landesregierung, den Berliner Senat und die Schulträger in den Bezirken, Städten und Landkreisen auf,

  • die schon bestehenden Schulbibliotheken – 390 in Brandenburg, 150 in Berlin - personell und finanziell zu unterstützen und
  • Fortbildungsangebote für die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die Lehrerinnen und Lehrer und die (Schul-)Bibliothekarinnen zu schaffen.
  • Nötig ist auch eine zentrale Unterstützungseinrichtung. Die in den Schulbibliotheken Arbeitenden müssen nicht jedes Mal das Rad neu erfinden und es spart Kosten. Auch kann nicht der einzelnen Schule überlassen bleiben, eine öffentliche Bibliothek zu suchen, die in der Lage wäre, ihr beim Betrieb der Schulbibliothek zu helfen.
  • Im Rahmen der Medienentwicklungsplanung werden zurzeit Millionen für Computer in den Schulen ausgegeben. Die Schulbibliotheken müssen Teil der Medienentwicklungsplanung der Schulen sein.
Auch wenn eines Tages Bücher nur auf iPhones und ebooks gelesen werden sollten – was nicht zu erwarten ist – werden in den Schulen Räume gebraucht, in denen Schülerinnen und Schüler, die das wollen, mehr lernen dürfen. Pädagogische „Werkstätten“, in denen miteinander und voneinander gelernt wird, in denen recherchiert und präsentiert wird, in denen gelesen und geschrieben wird. Moderne, multimediale Schulbibliotheken sind eine Investition in die Bildung unserer Schülerinnen und Schüler.



Autor:
Günter Schlamp
Ehrenvorsitzender der LAG Schulbibliotheken in Hessen e.V.
Internet: www.schulbibliotheken.de
Weblog: http://basedow1764.wordpress.com

Gründung einer Arbeitsgemeinschaft
Nach zwei erfolgreichen, gut besuchten Schulbibliothekstagen für Berlin-Brandenburg in den Jahren 2008 und 2009 ist jetzt eine Arbeitsgemeinschaft im Entstehen, in der sich engagierte Schulbibliotheksmenschen der Region zusammenschließen.
Kontakt: guenter.schlamp@schulbibliotheken-berlin-brandenburg.de
Internet: www.schulbibliotheken-berlin-brandenburg.de/

Redaktionskontakt: schuster@dipf.de