
Mannheimer Feuergriffel 2009 |
19.01.2009 |
Antje Wagner wird Stadtschreiberin für Kinder- und Jugendliteratur
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© Stadtbibliothek Mannheim |
„Ich empfinde den Feuergriffel als eine tolle Chance und Unterstützung und freue mich sehr, durch dieses Stipendium mit meiner Arbeit an einem neuen Ort heimisch werden zu dürfen“, so die frischgebackene Preisträgerin.
Große Resonanz auf die Ausschreibung des Stipendiums
Aus ganz Deutschland und auch aus dem Ausland kamen die Bewerbungen für das Stadtschreiberstipendium. Jeder Autor schickte an die Stadtbibliothek, unter deren Federführung das Projekt läuft, das Exposee für eine Story, die während des Mannheim-Aufenthaltes entstehen soll. Lutz Jahre, kommissarischer Leiter des Fachbereichs Bildung: „Wir freuen uns sehr, dass nach unserem bundesweit ersten Stadtschreiberstipendium für Kinder- und Jugendliteratur 2007 der ‚Feuergriffel’ jetzt erneut auf große Resonanz gestoßen ist. Allein 13 Bewerbungen kamen aus dem Raum Berlin, wo sich eine neue junge Literaturszene zu etablieren scheint. Den weitesten Weg mit über 11.000 km Luftlinie hatte übrigens eine Bewerbung aus Uruguay.“ Die Bandbreite der eingereichten Ideen – meist Buchveröffentlichungen – reichte von historischen Romanen über Fantasy-Romane bis hin zu Theaterstücken und Hörspielen.
Eine Experten-Jury nominierte zunächst aus allen Bewerbungen drei Kandidaten für den „Feuergriffel 2009“. Torsten N. Siche, Antje Wagner und Andrea Karimé kamen mit ihren Buch-Ideen in die engere Auswahl. Am 19. Januar gab die Jury ihre Entscheidung bekannt. Antje Wagner wird von April bis Juli 2009 als Stadtschreiberin im Turm der Alten Feuerwache wohnen, an ihrem Buch arbeiten und im Rahmen von Lesungen oder Workshops mit Mannheimer Kindern und Jugendlichen in Kontakt treten. Am 29. April 2009 um 19:00 Uhr stellt sich Antje Wagner in der Zentralbibliothek im Stadthaus N 1 vor.
„Isabelle am Rande“ überzeugte die Jury
„Mit Antje Wagner haben wir eine junge, vielversprechende Autorin für den Feuergriffel gewinnen können, die mit einer außergewöhnlichen Buchidee die Jury überzeugen konnte“, so Bildungsbürgermeisterin Gabriele Warminski-Leitheußer beim Pressegespräch am 19. Januar.
Bei freier Kost und Logis erhält Antje Wagner die Gelegenheit, ihre Buchidee „Isabelle am Rande“ während eines dreimonatigen Aufenthaltes in der Turmwohnung der „Alten Feuerwache“ auszuarbeiten. Zusätzlich erhält sie – mit Abgabe ihres in Mannheim entstandenen Manuskriptes - ein Preisgeld von 6000 Euro. Bei dem Panoramablick aus der Turmwohnung werden ihr sicherlich viele gute Ideen für ihr neues Buch einfallen.
„Isabelle am Rande“ ist die Geschichte eines jungen Mädchens, das auf Grund von Missbrauchserfahrungen das Gespür für sich und ihren Körper zu verlieren droht. „Sie hat Probleme, sich überhaupt erst mal zu spüren und deshalb bekommt sie ein anderes, ein 'schamloses' Verhältnis zu ihrem Körper“, erläutert Wagner den Charakter ihrer Hauptperson.
Antje Wagner wurde 1974 in Wittenberg geboren, studierte deutsche und amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften in Potsdam und Manchester. Zurzeit lebt sie als freie Autorin und Übersetzerin in Potsdam. Sie hat bereits Erfahrung als Stadtschreiberin: 2006 gewann sie den Erfurter Stadtschreiber-Literaturpreis, außerdem erhielt sie weitere Auszeichnungen und Stipendien.
Neben der Preisträgerin waren Torsten N. Siche und Andrea Karimé für den Mannheimer Feuergriffel nominiert.
Andrea Karimé: „Nadira am Neckar“
Nadira, ein 9-jähriges Mädchen aus der Wüste Sinai, zieht zu seiner Stiefmutter und seinem Vater von Ägypten nach Mannheim (Neckarstadt). Vorher hat sie ein Jahr vom Vater getrennt bei ihrer Tante in einem Beduinendorf gelebt, Kamele gehütet, viele Arbeiten verrichtet und eine Schule mit 60 anderen Kindern besucht. Doch nun möchte der Vater seine jüngste Tochter zu sich holen, deren Mutter kurz nach der Geburt ihrer Tochter gestorben ist…
Die 1963 in Kassel geborene Autorin hat deutsche und libanesische Wurzeln, ist in Kassel und Tripoli aufgewachsen. Andrea Karimé studierte Kunst- und Musik-erziehung und ist seit 1995 in Leverkusen als Lehrerin tätig. Unter anderem gewann sie mit dem Kinderbuch „Nuri und der Geschichtenteppich“ 2005 den 1. Platz beim Literaturwettbewerb „Mythos Fremde“ des Instituts für Migrationsforschung in Bonn.
Torsten N. Siche: „Einer von den Guten“
Das ist die Geschichte von Lukas Söder und Greta Möller. Auf den ersten Blick haben die beiden wenig gemeinsam. Er ist ein Gutbehüteter. Aufgewachsen in einem Reihenhaus in Nußloch. Der Vater bei SAP. Die Mutter ist Grundschullehrerin. Die Familie hat einen Namen im Ort. Kirchenvorstand, Gemeinderat, Tennisclub.
Sie ist eine Frühverlorene. Die Schule hat sie ebenso abgebrochen wie eine Lehre als Veranstaltungstechnikerin. Mit ihrem frühverrenteten Vater wohnt sie in einer Zwei-Zimmer-Wohnung in der Neckarstadt. Die Mutter hat die Familie bereits vor acht Jahren verlassen.
Auch hinsichtlicht ihrer gemeinsamen Leidenschaft könnten die beiden unterschiedlicher kaum sein. Während Lukas seit dem Bundesligaaufstieg eine Dauerkarte für die TSG Hoffenheim besitzt, geht Greta seit ihrem 11. Lebensjahr zum Waldhof, sie verpasst kein Heim- und kein Auswärtsspiel.
Torsten N. Siche wurde 1971 in Berlin geboren, aufgewachsen ist er in der Nähe von Darmstadt. Er lebt und arbeitet als Schriftsteller und Lehrer für Deutsch als Fremdsprache in Heidelberg. Zu seinen Auszeichnungen zählt u. a. ein Stipendium des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg (2001) sowie ein Stipendium der österreichischen Nationalbank 2003.
Über den Mannheimer Feuergriffel
Die Stadtbibliothek Mannheim hat gemeinsam mit dem Förderkreis der Stadt- und Musikbibliothek e.V., der Heinrich-Vetter-Stiftung und der MVV Energie AG bundesweit das Mannheimer Stipendium für Kinder- und Jugendliteratur „Feuergriffel“ ausgeschriebenen. Die Entscheidung, wer von April bis Juli 2009 in den Turm der Alten Feuerwache einziehen wird, traf eine Experten-Jury. Mitglieder sind Jürgen Boos (Geschäftsführer der Frankfurter Buchmesse), Nicole Libnau (Schnawwl-Kindertheater), Sabine Ottinger (Bücher-Bender), Annette Auberle (Duden-Redaktion), Dr. Annette Klosa (Institut für Deutsche Sprache), Christine Weiner (Journalistin) sowie als Jüngste die 18-jährige Schülerin Jennifer Neumann vom Leseclub der Stadtbibliothek.
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