Bericht

Lernen in der Zentralen Schulbibliothek

27.05.2008

Standards für den Erwerb von Medien- und Methodenkompetenz


Titelblatt der Zeitschrift LIES Nr.16
Titelblatt der Zeitschrift LIES Nr.16
Die Kommission Zentrale Schulbibliothek fördert im Auftrag des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz seit 1982 die Einrichtung zentraler Schulbibliotheken. Sie unterstützt die Schulen durch die Herausgabe von Arbeitshilfen in der Zeitschrift LIES Lesen, Informieren, Erleben in der Schulbibliothek und auf der Internetseite www.schulbibliothek-rlp.de. Dabei werden sowohl Fragen der Verwaltung (Einrichtung, Bestandsaufbau und -pflege, Katalogisierung, Ausleihe, EDV usw.) als auch die Aspekte der Einbindung der Schulbibliothek in das pädagogische und didaktisch-methodische Konzept der Schule behandelt. Neben allgemeinen Reflexionen dazu, stellen die Veröffentlichungen konkrete und in der Praxis erprobte Unterrichtsbeispiele vor.
Wir veröffentlichen im Folgenden einen Beitrag aus LIES Nr. 16, Jg. 2007, der sich mit dem Beitrag der Zentralen Schulbibliothek zum Lernen in der Schule befasst.

Schulbibliotheken mit propädeutischer Funktion
Die Zentrale Schulbibliothek ist ein integraler Teil des Lernens an allen rheinland-pfälzischen Schulen mit Oberstufe. Mit Einführung der MSS (Mainzer Studien-Stufe) Mitte der 70er Jahre wurden alle Schulen mit MSS mit einer Zentralen Schulbibliothek ausgestattet. Damit befindet sich Rheinland-Pfalz im Vergleich zu anderen Bundesländern in einer relativ komfortablen Situation.
Diese Zentrale Schulbibliothek hatte jedoch in starkem Maße eine propädeutische Funktion und sollte Formen des universitären Lernens und Arbeitens anbahnen und einüben. Damit war sie ausschließlich der Oberstufe vorbehalten. Bis weit in die 80er Jahre hinein blieb das auch so. An vielen Schulen existierten parallel weitere Bibliotheken: Unterstufenbibliotheken, z.T. als Klassenraumbibliotheken, Schülerhilfsbibliotheken, Lehrerbibliotheken, Archive mit Altbeständen usw. Von einer „zentralen“ Schulbibliothek konnte also i.d.R. nicht die Rede sein. Auffällig ist, dass es ganz besonders für die Klassenstufen 8 bis 10 zu wenig attraktive Angebote gab.

Angebote für alle Schülerinnen und Schüler
Auch ohne PISA-Studien wurde Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre deutlich, dass das in dieser Form wenig Sinn hat. Es wurde klar, dass die Schulbibliothek Angebote für alle Schülerinnen und Schüler machen muss. Unterstützt wurde die Entstehung einer zentral geführten Schulbibliothek merkwürdigerweise durch die Einführung der EDV, denn es entstanden die ersten Bibliotheksverwaltungsprogramme, die alle Bestände der Schule erfassen sollten. Neben diesem „externen“ Druck entstand ein „interner“ Druck, denn der Gymnasialabschluss führt – bei allen regionalen und lokalen Unterschieden – längst nicht mehr ausschließlich, z.T. nicht einmal mehr hauptsächlich zum universitären Studium, sondern in alle beruflichen Bereiche. Damit wurde die enge Ausrichtung auf universitäre Propädeutik zum Anachronismus.
Positiv ist auszumachen, dass in diesem Zusammenhang die Schulbibliotheken an Umfang, Ausstattung, Bedeutung und Leistung gewannen. Sie sind fast nirgendwo mehr reine Oberstufen-Bibliotheken, sondern machen Angebote für alle Jahrgangsstufen von 5 bis 13. Neben dem oben Genannten wird damit auch der sich immer weiter verbreitenden Erkenntnis Rechnung getragen, dass nicht davon ausgegangen werden kann, dass die Schülerinnen und Schüler heute von Hause aus mit dem Umgang mit der Bibliothek, bzw. mit dem Medium Buch an sich vertraut sind.

Anleitung zu sinnvoller Handhabung und Nutzung von Medien
Ohne einem platten Kulturpessimismus das Wort reden zu wollen, hat das Medium Buch mit den elektronischen (besonders mit dem Fernsehen) und erst recht mit den digitalen Medien (Internet, CD-ROM, DVD) eine mächtige Konkurrenz bekommen, die schon sehr früh die Schülerinnen und Schüler prägt. Das hat zur Folge, dass die Kinder und Jugendlichen heute eher mit den Wahrnehmungsmechanismen dieser Medien als mit denen rund um die Printmedien vertraut sind.
Die Leistungen der elektronischen und digitalen Medien und der Technik können und sollen nicht weggeleugnet werden, nicht nur, weil wir inzwischen viel zu abhängig von ihnen sind (1), sondern auch, weil u.a. neue Kulturtechniken entstanden sind, die auch das Lernen in der Schule bereichern (2).
In diesem Zusammenhang hat sich unmerklich ein Wandel des Begriffes der Medienkompetenz vollzogen. Hat der einstige Bundeskanzler Schmidt noch einen fernsehfreien Tag in der Woche gefordert – Medienkompetenz bedeutete i.d.R. ablehnend-kritische Wertung und, daraus folgend, Verzicht auf das Medium –, geht es heute darum, zur sinnvollen Handhabung und Nutzung der Medien anzuleiten. Anders als in den 70ern und 80ern ist der fundamentalkritische Aspekt (3) völlig verschwunden.

Schüler brauchen Methodenkompetenz
Parallel zu dieser Entwicklung tritt ein eigentlich alter Begriff der Didaktik immer stärker in den Vordergrund: Methodenkompetenz. Die Schülerinnen und Schüler sind heute mehr als je eine Generation vor ihnen einer Flut von Informationen gegenübergestellt. Musste sich ein Denker des 18. und des 19. Jahrhunderts noch mühselig Bücher ausleihen, u.U. weite und teure Reisen unternehmen, um Werke einsehen zu können, so empfinden wir es heute schon fast als Zumutung, wenn wir für sofort verfügbare Information bezahlen sollen: Über die Preise von Büchern wird gejammert, Musik wird raubkopiert, kostenpflichtige Internetangebote werden als „Abzockerei“ empfunden.
Damals war es notwendig, über die Fertigkeit zu verfügen, sich Werke schnell und dauerhaft verfügbar zu machen, denn es war unwahrscheinlich, dass man das Werk je wieder in den Händen würde halten können. Zu den Fertigkeiten gehörten das schnelle Exzerpieren, das Durchschauen seiner Strukturen, das Memorieren seiner Inhalte. Dieser Aufwand lohnte sich auch, denn Quantensprünge in den Wissenschaften erfolgten in sehr langen Abständen. Wissen hielt meist ein Menschenleben lang.
Heute dagegen verdoppelt sich das Wissen der Menschheit in weniger als zehn Jahren, die Akzeleration geht in Richtung alle fünf Jahre. Selbst in populärwissenschaftlichen Werken werden uralte, scheinbar sichere Erkenntnisse reihenweise in Zweifel gezogen oder deutlich als Irrtum widerlegt. Unser Wissen hat heute eine sehr kurze Verfallsdauer. Verbunden mit dieser Häufung neuer Erkenntnisse ist die Gefahr der Unzuverlässigkeit, der Ungenauigkeit, ja der Schlamperei und des Betrugs. Weder der Fachmann noch der Laie können sich heute noch blind auf wissenschaftliche Erkenntnisse verlassen, sondern müssen kritisch prüfen (4).
Aus all dem folgt, dass wir und ganz besonders unsere Schülerinnen und Schüler einer neuen Qualität von Methodenkompetenz gegenüber stehen. Es geht weniger um das langfristige Speichern von Informationen, als vielmehr um das schnelle Auffinden relevanter Informationen und um ihre kritische Bewertung in Bezug auf ihre Zuverlässigkeit und Nutzbarkeit.
In einem weiteren Schritt müssen die Informationen in Wissen umgesetzt werden. Dies soll jedoch hier weniger das Thema sein, da das die einzelnen Fächer in ihrer jeweiligen Didaktik und Methodik leisten müssen.

Die Schulbibliothek als Labor, Fach- und Übungsraum
Die Zentralen Schulbibliotheken an Gymnasien – und dies gilt genau so auch für die Schulbibliotheken an Haupt-, Real-, Regional- und Gesamtschulen – sind für viele Fächer die Einrichtung in einer Schule, in der den neuen Anforderungen an Medien- und Methodenkompetenz Rechnung getragen werden kann. Wenn man sich Schulbibliotheken im Lande ansieht, wird man feststellen, dass in den Beständen die Naturwissenschaften im Bereich der Jugendsachbücher oft recht gut, ansonsten aber fast nicht vertreten sind. In den meisten Schulen sind vorhandene naturwissenschaftliche Bestände in den Fachräumen untergebracht. Das ist eigentlich ein Bruch im Konzept der ZENTRALEN Schulbibliothek, ist aber insofern sinnvoll, als das praktische Arbeiten in den Naturwissenschaften in den Laboren stattfindet – und da gehören die Bücher denn auch hin, dort kann ihre Nutzung gelernt und geübt werden.
Anders ist es in den sprachlichen und gemeinschaftskundlichen Fächern: Für diese Fächer ist die Schulbibliothek ihr „Labor“, ihr „Fachraum“. In der Schulbibliothek lernen und üben die Schülerinnen und Schüler das, was sie an Kompetenzen und Fertigkeiten brauchen, um den Anforderungen der Fächer gerecht zu werden. Und da der Fächerkanon – bei aller Kritik daran – die meisten Bereiche unseres Lebens abdeckt, kann man durchaus sagen, dass die Schülerinnen und Schüler die Kompetenzen und Fertigkeiten für die Bewältigung ihres Lebens erwerben. Und das ist nun einmal genuine Aufgabe der Schule.

Standards für das Lernen in der Schulbibliothek
Wenn wir die Realität ins Auge fassen, stellen wir jedoch fest, dass der meiste Unterricht ohne die Schulbibliothek (und übrigens auch ohne die digitalen Medien) stattfindet. In der Ausbildung junger Lehrkräfte kommt sie, wenn überhaupt, nur ganz am Rande vor. In keinem Lehrplan hat sie eine bedeutende Rolle, meist gar keine. So muss es nicht wundern, dass sie nicht wirklich genutzt wird.
Andererseits gibt es immer mehr Versuche und Beispiele, diesem Missstand abzuhelfen. Dies geschieht z.B. durch engagierte Kolleginnen und Kollegen an den Schulen, durch Institutionen wie die Bertelsmann-Stiftung oder die Stiftung Lesen. Nach der Schließung des Deutschen Bibliotheksinstituts gibt es bedauerlicherweise keine dauerhafte Einrichtung auf Bundesebene mehr, die sich um das Thema kümmert. In Rheinland-Pfalz bemüht sich die fachdidaktische Kommission „Zentrale Schulbibliothek“ darum, Schulen bei der Umsetzung der Aufgaben zu helfen.
Dazu dienen die in der Zeitschrift LIES formulierten „Standards für das Lernen in der Schulbibliothek“. Mit ihrer Formulierung hat die Kommission Zentrale Schulbibliothek vorhandene Erfahrungen zusammengetragen und systematisiert. Die Standards sind kein Lehrplan oder, so wie sie dastehen, verpflichtend umzusetzen. Sie sollen den Schulen, die ihre Bibliothek sinnvoll und effizient nutzen wollen, eine Handhabe geben, es zu tun.
Wie Schulbibliotheken ausgestattet sein sollten, wenn sie die Lernstandards umsetzen wollen, ist im LIES-Heft Nr. 17 nachzulesen.

Kompetenzbereiche für das Lernen in der Zentralen Schulbibliothek
Einer der größten Fehler ist es, anzunehmen, die Schülerinnen und Schüler könnten nach einer kurzen Erklärung alles das, was sie zur Benutzung der Bibliothek brauchen. Wie oben festgestellt, verfügen Kinder und Jugendliche heute nicht mehr selbstverständlich über Erfahrungen mit Bibliotheken. Dem muss Rechnung getragen werden.
Es kann also nicht reichen, wie an den meisten Schulen üblich, dass die Schüler am Anfang der Klasse 5 eine Bibliotheksführung erhalten (in der ihnen womöglich die ASB-Systematik erklärt wird). Danach passiert nämlich bis zur MSS oder der Berufsausbildung nichts mehr. Von den Schülerinnen und Schülern wird jedoch erwartet, dass sie die Arbeitstechniken der Bibliotheksbenutzung beherrschen, wenn sie einen Bericht, ein Referat, eine Facharbeit, eine Besondere Lernleistung (BLL) o.ä. verfassen sollen.
Jeder, der in der MSS unterrichtet, weiß, dass genau das nicht der Fall ist. Die Lösung liegt in einem kontinuierlichen Hinführen der Kinder und Jugendlichen zu den Kompetenzen von der Klasse 5 bis zum Schulabschluss, sei es das Abitur, der Real- oder Hauptschulabschluss:
Beim Kompetenzerwerb zur Informationsbeschaffung sollen die Schüler schrittweise

  • die verschiedenen Informationsquellen kennen lernen,
  • die verschiedenen Suchstrategien zur Informationsbeschaffung beherrschen lernen,
  • in die Lage versetzt werden, systematisch und reflektiert ihre lnformationsbeschaffung und -auswertung zu planen,
  • lernen, die gewonnenen Informationen einer kritischen Bewertung zu unterziehen. (5)

Die hier vorliegenden „Standards für das Lernen in der Schulbibliothek“ beschränken sich auf die Sekundarstufe I und orientieren sich an der Prämisse, dass die Schülerinnen und Schüler kontinuierlich von der Klassenstufe 5/6 bis zur Klassenstufe 9/10 durch das Kennenlernen und Einüben von Fertigkeiten am Ende der Klasse 10 alles das beherrschen, was zum erfolgreichen Arbeiten in der MSS oder in der Berufsausbildung sinnvoll und notwendig ist.
Wir unterscheiden vier Kompetenzbereiche:

  1. Orientierung in der Zentralen Schulbibliothek
  2. Erschließung des Bestands der Zentralen Schulbibliothek
  3. Umgang mit dem Medium
  4. Sicherung der Information

Alle vier Kompetenzbereiche sind Lerngegenstände in allen Jahrgangsstufen und folgen dabei einer Progression, die sich an den Fähigkeiten und Notwendigkeiten der Altersstufe orientiert.

Wer setzt die Standards um?
Eine der ersten Fragen, die sich für die meisten Lehrkräfte stellt, ist: Wer setzt diese Standards um? Die Antwort darauf lautet ohne Abstriche: alle Lehrerinnen und Lehrer aller Fächer. Allerdings fällt gemeinhin den meisten eher das Fach Deutsch ein. Das ist nicht falsch, aber völlig unzureichend.
Deutsch vermag Kulturtechniken zu vermitteln, da sich fächerverbindendes Lernen anbietet und auch praktiziert wird. Es sei besonders der zentrale und im Abitur in den Prüfungen aller Fächer verpflichtende Bereich des Argumentierens genannt, in dem man ohne Erkenntnisse aus anderen Fächern überhaupt nicht auskommt. Dasselbe gilt aber auch u.a. für den Bereich der Beschreibung.
Sich darauf zu beschränken, das Training dem Fach Deutsch zu überlassen, verkennt aber die Tatsache, dass alle Fächer ihre spezifischen methodischen Anforderungen haben, für deren Vermittlung sie verantwortlich sind. Das kann nicht bequem an ein Fach delegiert werden, wenn man mehr will als Oberflächliches.
Um die Problematik und – noch wichtiger – die positiven Möglichkeiten ins Blickfeld der Lehrerschaft an einer Schule zu rücken, bedarf es zunächst der vollen Unterstützung und des Willens der Schulleitung. Das ist conditio sine qua non, sonst bleiben Bemühungen ehrenwerte, aber frustrierende Versuche Einzelner ohne Erfolgsaussicht.
Ist die Unterstützung gewährleistet, bieten sich mehrere Verfahren an: Ausgehend von der Schulbibliotheksleitung kann sich eine (am besten offen ausgeschriebene) Arbeitsgruppe bilden, die es sich zur Aufgabe macht, die Lernstandards in der Schule zu verankern. Diese kann ihre Anregungen auf mehreren Wegen ins Kollegium tragen:

  1. Gesamtkonferenz / Dienstbesprechung: Wenn auch nicht zur konkreten Planung, so doch zumindest zur Bewusstmachung und Thematisierung eignen sich diese Veranstaltungen.
  2. Fachkonferenzen: Die Arbeitsgruppe bietet an, an Fachkonferenzen teilzunehmen und die Modelle vorzustellen. Die konkrete Umsetzung erfolgt danach intern im jeweiligen Fachbereich.
  3. Studientag des Kollegiums: Es ist denkbar, dass im Rahmen der Entwicklung des Schulprofils oder auch konkret zur Methodenschulung ein Studientag veranstaltet wird, in dessen Rahmen die vorliegenden Lernstandards ihren Beitrag leisten können.
  4. Schulinterne Fortbildungen: Je nach Fortbildungskultur der einzelnen Schule kann z.B. die Schulbibliothek Kolleginnen und Kollegen Angebote für Arbeitskreise machen, in denen Interessierte ihre Ideen einbringen können.
  5. Leseclubs / Leseförderung: Über diese segensreichen Einrichtungen verfügen die meisten Schulen inzwischen. Sie bieten hervorragende Möglichkeiten auch abseits des benoteten Unterrichtens spielend und spielerisch Methoden kennen und anwenden zu lernen.
  6. Methodentrainingstage: Man mag über den pädagogischen Wert dieser Einrichtung streiten können. Sie bieten aber zweifelsfrei eine exzellente Möglichkeit,  strukturiert an das Thema heranzugehen.

Es bietet sich an, die Lernstandards im Schulprofil und dem Qualitätsprogramm zu verankern. Nicht nur weil sie sich dort „gut machen“, sondern weil sie damit eine gewisse Verbindlichkeit innerhalb der Schule erlangen und auch längerfristig gewährleistet ist, dass sie im Blickfeld bleiben. Die einmalige „Einführung“ reicht nicht, sie müssen permanent weiterentwickelt, modifiziert und angepasst werden. Es muss verhindert werden, dass sie zur leeren, mechanisch abgearbeiteten Formel verkommen.

Wie wird der Erfolg dokumentiert und evaluiert?
Damit sind wir bei einem entscheidenden Punkt: Standards verlangen immer, dass sie in ihrer Wirkung überprüft werden. Viele verstehen darunter noch immer Kontrolle, gemeint ist die vernünftige Frage danach, ob sich die Arbeit eines jeden Einzelnen ausgezahlt hat.
Zunächst müssen wir zwei Aspekte der Erfolgsbewertung unterscheiden:

  1. Wird die Schülerin oder der Schüler nach der Ausbildung den Anforderungen der Lernstandards gerecht?
  2. Waren die Lernstandards richtig und zielführend?

Festzustellen, ob Schülerinnen und Schüler das gelernt haben, was sie sollten, stellt für Lehrerinnen und Lehrer i.d.R. kein Problem dar. Die Kriterien gelten für die Anforderungen, wie sie die Lernstandards stellen, ebenso wie für jeden anderen Lernstoff. Allerdings sollte vielleicht in stärkerem Maße als bisher der methodische Hintergrund zur Bewertung herangezogen werden, z.B. kann bei Referaten ein kurzer Bericht über die verwendeten Recherchemethoden verlangt werden. In Kolloquien zu Facharbeiten oder BLL ist diese Überprüfung sinnvollerweise vorgeschrieben.
Die Frage nach der Qualität der verwendeten Standards lässt sich bei beteiligten oder auch nicht beteiligten Kolleginnen und Kollegen, die aber die Auswirkungen bemerken könnten, z.B. durch kurze Fragebögen oder einfach durch ein Gespräch eruieren. Wichtig ist die Auswertung. Diese kann formell oder informell geschehen. Im ersteren Falle bietet es sich an, die Ergebnisse im Qualitätsprogramm und der Weiterentwicklungsdokumentation der Schule festzuhalten, im zweiten Falle kann die Diskussion in einer Arbeitsgruppe hilfreich und weiterführend sein.

Standards für Kompetenzbereiche des Lernens in der Zentralen Schulbibliothek (ZSB)
Die „Globalen Standards“ definieren, was die Schülerinnen und Schüler am Ende der 10. Klasse beherrschen sollten (6). Sie stellen, so wie sie hier formuliert sind, Maximalforderungen dar. Diese müssen den schulartspezifischen Anforderungen und Möglichkeiten ebenso angepasst werden wie den räumlichen, ausstattungsmäßigen und nicht zuletzt personellen Gegebenheiten. Die Vorschläge können modifiziert, gestrichen, umgestellt oder ergänzt werden.

Orientierung in der ZSB
Die Bibliothek hat verschiedene funktionale Bereiche, deren Nutzung entweder durch die jeweilige Bibliotheksordnung oder durch allgemeingültige Routinen geregelt wird, deren Kenntnis für den Schüler unabdingbar ist:

  • Garderobe / Taschenschränke
  • Bibliotheksordnung und Öffnungszeiten / Modalitäten
  • Nahbereich / Ausleihzone
  • Katalogbereich / Recherche
  • Freihandbestand / Magazin
  • Präsenzbestand
  • Arbeitsplätze / auch Multimedia (ICT) (7)

Die Regularien der Anmeldung, der Ausleihe und der Rückgabe von Büchern müssen bekannt sein. Die Schüler und Schülerinnen kennen das Serviceangebot der Schulbibliothek:

  • Medienausleihe
  • Scanner, Drucker und Kopierer
  • Nutzung von Medien im Präsenzbereich (auch Film, CD, DVD, Hörbuch)
  • Beratung

Erschließung des Bestandes der Bibliothek / Rechercheplanung
Die Schüler und Schülerinnen kennen

  • die Aufstellordnung / Systematik
  • die unterschiedlichen Typen von Medienarten, Nachschlagewerken, Primärliteratur, Sekundärliteratur, Zeitschriften
  • die wesentlichen Rechercheroutinen (Autor, Titel, Schlagwort, Stichwort, Signatur, Standort, Themenkreis)
  • Rechercheinstrumente (OPAC (8) Auskunft durch Bibliotheksbetreuung, evtl. auch Zettelkataloge)
  • Handapparate / Literaturliste
  • die Möglichkeit der Fernleihe
  • Bestände im Umfeld der Schule (z.B. Stadtbibliothek)

Umgang mit dem Medium
Die Schüler und Schülerinnen kennen:

  • Orientierungshilfen und Ordnungsprinzipien bei Printmedien (Titelblatt, Klappentext, Inhaltsverzeichnis, Register/Index, Kapitelüberschriften und Kopfzeilen) und Nachschlagewerken (z.B. alphabetisch, systematisch)
  • Bibliographien /weiterführende Literatur
  • die Handhabung von Zeitungen und Zeitschriften
  • den Umgang mit CD-ROMs, interaktiven Programmen, Präsentationen, Edutainment, Nachschlagewerken, Simulationen, Datenbanken
  • die zusätzlichen Möglichkeiten, die digitale Medien bieten (z.B. auch Nutzen des Zusatzangebots von Film-DVDs)
  • Grundlagen des Navigierens im Internet (Suchmaschinen, Expertensuche, Portale)
  • Kriterien zur Bewertung von Online-Inhalten im Hinblick auf deren Zuverlässigkeit und Relevanz
  • wichtige Elemente des Urheberrechts und haben ein Bewusstsein für geistiges Eigentum

Sicherung der Information
Die Schüler und Schülerinnen können die gewonnenen Informationen für die weitere Bearbeitung sichern durch

  • Ausdruck
  • Exzerpieren / strukturiertes Notieren
  • Speichern
  • E-Mail-Versand

In den Eingangsstufen der Sekundarstufe I muss den Kindern in großem Umfang Orientierung gewährt werden – nicht umsonst heißt die Stufe auch so. Das gilt auch für die Einführung in das Lernen in der Zentralen Schulbibliothek. In den darauf folgenden Jahrgangsstufen wird das in den Jahrgangsstufen 5/6 Erlernte ergänzt und erweitert. So müssen auch die Standards gelesen werden, die in LIES Nr. 16, Jg. 2007, formuliert sind:
Die Jahrgangsstufen 5/6 legt das Fundamentum, in den Jahrgangsstufen 7/8 und 9/10 erfolgt jeweils ein Additum. Didaktisch bedeutet das, dass es durchaus sein kann, dass in 7/8 (in Extremfällen sogar in 9/10) Standards aus 5/6 überprüft, wiederholt und gefestigt werden müssen.

Anmerkungen:
(1) Wer sich an die Panikmache um die Jahrtausendwende erinnert, wird feststellen, wie unser Leben von dieser Technik abhängig ist.
(2) Man denke nur an den Einsatz von Power-Point-Präsentationen im Unterricht und bei Referaten o.ä.
(3) Man erinnere sich an die tiefschürfenden Erörterungsaufgaben in Deutsch über die Gefahren des Computers und des Fernsehens.
(4) Man denke z.B. an die erlogenen Klonerfolge eines international angesehenen koreanischen Wissenschaftlers, dem selbst die wichtigsten Fachzeitschriften vertrauten.
(5) Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung München: Selbständiges Arbeiten und Lernen in den Jahrgangsstufen 5 – 10. 2. Auflage. 2002 258 Seiten, DIN A4, kartoniert, Auer-Verlag, Donauwörth ISBN 3-409-03618-9, S. 73
(6) Wenn in der Übersicht davon gesprochen wird: „Die Schülerinnen und Schüler kennen...“, heißt das, dass sie z.T. über eingeübte Fertigkeiten verfügen, ihnen z.T. Dinge auch nur bekannt sind. Die Darstellung im Einzelnen erfolgt in den einzelnen Jahrgangsstufen.
(7) Information- and Communication-Technology: international übliche Bezeichnung für die sog. Neuen Medien
(8) Open Public Access Catalogue: Bildschirmkatalog des vorhandenen Bestands

Kontakt:
OSTR Kurt Cron
Leiter der Kommission Zentrale Schulbibliothek
Rabanus Maurus Gymnasium
Am 117er Ehrenhof 2, 55118 Mainz
E-Mail: info@schulbibliothek-rlp.de


Redaktionskontakt: schuster@dipf.de