
Lesestart – mit Büchern wachsen |
31.05.2007 |
Wissenschaftliche Begleitung des Modellprojektes in Sachsen
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Logo der Kampagne Lesestart Quelle: Stiftung Lesen |
Der Hintergrund: „Bookstart“ und die Initiative „Lesestart – mit Büchern wachsen“
Untersuchungen zeigen, dass die Familie die früheste und wichtigste Instanz für eine Heranführung von Kindern an Bücher ist. So liegt es nahe, Maßnahmen zur Unterstützung der Lese- und Sprachentwicklung von Kindern nicht erst mit dem Eintritt in die Schule zu beginnen, sondern möglichst frühzeitig Eltern als Partner einer gezielten Förderung zu gewinnen. Ausgehend von dieser Einsicht verfolgt das Modellprojekt „Lesestart – mit Büchern wachsen“ das Ziel, die frühkindliche Leseförderung von Familien zu stärken und knüpft damit an das britische Projekt „Bookstart“ an, das in Großbritannien auf eine mehr als zehnjährige Geschichte zurückblicken kann.
Auf Initiative der Stiftung Lesen wird das Konzept von „Bookstart“ im Modellprojekt „Lesestart – mit Büchern wachsen“ nun erstmals in Deutschland erprobt. Seit November 2006 werden sogenannte „Lesestart-Pakete“ an Eltern von einjährigen Kindern im Freistaat Sachsen ausgegeben. Auch in den nächsten zwei Jahren werden die Eltern kostenfreie Lesestart-Pakete erhalten. Jedes Lesestart-Paket enthält nicht nur Informationen über die Sprach- und Leseentwicklung und die Relevanz und die Möglichkeiten einer frühkindlichen Leseförderung von Kindern, sondern es werden darüber hinaus auch altersgerechte Bücher und Buchempfehlungen für Kleinkinder zur Verfügung gestellt.
Konzeption der wissenschaftlichen Begleitforschung: Ziele, Untersuchungsgruppen und Methodik
Parallel dazu führt die Professur für Medienpädagogik und Weiterbildung eine begleitende Evaluation der ersten Phase des auf drei Jahre angelegten Projektes durch, mit dem Ziel, Hinweise für eine konzeptionelle Verfeinerung der weiteren Projektphasen zu gewinnen. Auf den Ergebnissen der Begleitforschung basierend, sollen zudem die Möglichkeiten und Bedingungen einer erfolgreichen Implementierung des Konzeptes im gesamten Bundesgebiet aufgezeigt werden.
Die Begleitforschung nimmt dafür alle Beteiligten in den Blick. In erster Linie sind dies natürlich die Eltern. Sie sind zentral für das Modellprojekt und die Untersuchung, da ihnen die Aufgabe zukommt, die Sprach- und Leseentwicklung ihrer Kinder von klein an zu fördern. Der Erfolg des Modellprojektes hängt entscheidend von der Akzeptanz, Nutzung und Bewertung des „Lesestart“-Angebotes von Seiten der Eltern ab. Nur wenn diese das Angebot tatsächlich annehmen - und das nicht nur im Sinne einer Mitnahme von kostenlosen Materialien, sondern mit der Bereitschaft, diese in die (Lese-)Erziehungspraxis zu integrieren - erfüllt das Projekt den angedachten Zweck, Kindern den Start in das „Bücherleben“ zu ermöglichen. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Familien gelegt, in denen das Vorlesen und das eigene Lesen bisher kaum eine Rolle spielt. Inwieweit sie durch die Initiative angesprochen werden, ist entsprechend zu prüfen.
Neben den Eltern werden auch die Multiplikatoren des Projektes – die KinderärztInnen und BibliothekarInnen - befragt. So haben die KinderärztInnen in der ersten Projektphase die zentrale Funktion, das erste Lesestart-Paket im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung U6 den Eltern zu übergeben und sie dazu zu beraten. In sächsischen Bibliotheken wird zugleich zu „Lesestart“ informiert und es werden eigene Aktionen im Rahmen der Initiative durchgeführt. Hier ist zu evaluieren, wie die MultiplikatorInnen das Projekt konkret umsetzen, wie sie dieses bewerten, welche Erfahrungen sie mit den beteiligten Eltern gesammelt haben und welche Schlüsse daraus für die weiteren Phasen und eine deutschlandweite Initiative zu ziehen sind.
Auf der Grundlage der skizzierten Überlegungen ist für die Begleitforschung ein komplexes Forschungsdesign notwendig, das den umfassenden Fragestellungen und den drei Untersuchungsgruppen gerecht wird. Es werden entsprechend quantitative und qualitative Methoden verbunden. Bei der Untersuchungsgruppe der Eltern und KinderärztInnen werden zunächst quantitative Befragungen durchgeführt, die durch vertiefende qualitative Interviews ergänzt werden. Mit den VertreterInnen der beteiligten Bibliotheken werden qualitative Interviews geführt.
Das Forschungsvorhaben umfasst eine Laufzeit von 24 Monaten. Eine Zusammenführung der Ergebnisse der fünf Erhebungen und die Formulierung von Empfehlungen erfolgt voraussichtlich Ende 2008.
Die Professur für Medienpädagogik und Weiterbildung der Universität Leipzig
Die Professur ist eine Institution für grundlegende medienpädagogische Expertisen, Analysen und Studien. Prof. Dr. Bernd Schorb, Beatrice Müller (M.A.) und eine studentische Projektgruppe führen die begleitende Evaluation durch. Die Arbeit der Professur basiert auf umfangreichen Erfahrungen in Theorie, Forschung und Praxis zum Medienumgang von Kindern und Heranwachsenden im Kontext ihrer Sozialisation.
Autorin:
Beatrice Müller (M.A.)
Universität Leipzig
Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft
Lehrstuhl für Medienpädagogik und Weiterbildung
Redaktionskontakt: schuster@dipf.de