Bericht

„Erzähl mir was!“

16.05.2006

Internationales Erzählfestival vom 24. bis 29. Mai 2006 in NRW


Tormenta Jobarteh
Bildrechte: NRW KULTURsekretariat (Wuppertal)
Tormenta Jobarteh Bildrechte: NRW KULTURsekretariat (Wuppertal)
„Erzähl mir eine Geschichte!” Vom 24. bis 29. Mai 2006 veranstalten die Akademie Remscheid und das NRW KULTURsekretariat gemeinsam das renommierte internationale Erzählfestival „Erzähl mir was!“. Damit rückt nach dem letzten Festival im Jahre 2003 erneut die mündliche Traditionspflege in den Mittelpunkt: Wieder wird tagelang frei erzählt, improvisiert, fantasiert und gesponnen – aber nicht vorgelesen. Das Internationale Erzählfestival gilt für Besucher und Erzähler längst als Geheimtipp. Ein Schwerpunkt des diesjährigen Erzählfestivals liegt auf der Verbindung von Erzählen und Musik.

Spannendes für Kinder und Erwachsene
Zum ersten Mal gibt es aufgrund der Unterstützung durch das Land Nordrhein-Westfalen und der Jubiläumsstiftung der Stadtsparkasse Remscheid eine landesweite Beteiligung von insgesamt zehn Städten: Mehr als 25 attraktive und viele kostenlose Erzählveranstaltungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene stehen in Bochum, Düsseldorf, Essen, Gelsenkirchen, Mönchengladbach, Krefeld, Oberhausen, Remscheid, Solingen und Wuppertal auf dem Programm. Es gibt Veranstaltungen und Aktionen für Kinder, wie z.B. die „Geschichten aus dem Ohrensessel” mit Stefan Kuntz, die „Geschichten aus dem Koffer” mit Bert Gigas und die „Wunschgeschichten für Kinder” mit Susanne Tiggemann, aber auch für Erwachsene: etwa beim orientalischen Kaffeehauserzähler Jusuf Naoum, bei einer akustischen Städtereise im Oberhausener Gasometer und bei der Französin Odile Néri-Kaiser, die von einem Pianisten musikalisch begleitet wird.

Erzählnacht auf Schloss Burg
Auftakt und Höhepunkt des diesjährigen internationalen Erzählfestivals ist die schon legendäre Erzählnacht auf Schloss Burg. An malerischen Schauplätzen – im Rittersaal, im Burghof und im Turmzimmer – geben alle am Festival beteiligten Erzählerinnen und Erzähler, darunter Susanne Tiggemann, Julia Klein, Martin Ellrodt, Tormenta Jobarteh, Marco Holmer und Stefan Kuntz, reiche Kostproben ihrer Kunst. Begleitet werden sie in diesem Jahr musikalisch von Natalie Becker, Anja Hanisch, Antje Vogel und Michael Pollmann. Dadurch entsteht eine besonders schöne und poetische Atmosphäre. Die Erzählnacht auf Schloss Burg beginnt um 20.00 Uhr.
Wer gut zu Fuß ist, kann zur Erzählnacht wandern. Die nicht alltägliche Wanderung beginnt am 24. Mai um 17.30 Uhr auf dem Parkplatz der Akademie Remscheid, Küppelstein 34. Sie führt hinunter zur Wupper, an der Wupper entlang und dann hinauf zum Schloss Burg. Unterwegs werden die Wanderer an verschiedenen Stationen von den Erzählern Marco Holmer, Martin Ellrodt und Stefan Kuntz durch überraschende Geschichten auf die Erzählnacht eingestimmt.

Geschichten an ungewöhnlichen Orten
Für das Erzählfestival konnten außergewöhnliche

Erzählt auf dem Festival: Julia Klein
Bildrechte: NRW KULTURsekretariat (Wuppertal)
Erzählt auf dem Festival: Julia Klein Bildrechte: NRW KULTURsekretariat (Wuppertal)
Veranstaltungsorte gewonnen werden: Im Gasometer in Oberhausen laden Marco Holmer, Katharina Ritter und Julia Klein sowie der Klangkünstler und Schlagzeuger Arnold Marinissen zum audio-visuellen Spaziergang der besonderen Art. Unter dem Motto „Die Klänge der Stadt“ erleben die Zuhörer die Akustik einer Industrie-Kathedrale – mit einem Nachhall von mehreren Sekunden. Die üblichen Geräusche einer Stadt werden zu Musik, und die Gespräche der Passanten verwandeln sich in Geschichten – von Innenhöfen und Parks, von Arbeit und Spiel.
In den neu renovierten Güterhallen am Solinger Hauptbahnhof organisieren die Geschichtenerzähler Martin Ellrodt und Julia Klein eine ganz sonderbare Auktion von Fundsachen, bei der die Geschichten dieser Gegenstände zu hören sind. Die Erzähler werden dabei begleitet von den Musikern des Spardosen-Terzetts – bekannt u.a. durch ihre Auftritte mit Wiglaf Droste.
Und in der Remscheider Kraftstation gibt es eine „café melange“, in der das Publikum Themen, Erlebnisse und Figuren vorgeben und in die Geschichten eingreifen kann.

Der Blick auf das Fremde
Kennzeichnend für alle Erzähler ist der Blick auf das Andere, der etwas andere Blick auf das Fremde. Während Jusuf Naoum, der einzige Kaffeehausgeschichten-Erzähler Deutschlands, unter anderem von einem libanesischen Fischer zu berichten weiß, erzählt Jörg Baesecke chassidische Geschichten, Zeugnisse der zerstörten ostjüdischen Kultur. Der „weiße Griot“ Tormenta Jobarteh präsentiert afrikanische Geschichten, Mythen, Tänze und Gesänge – und begleitet sich selbst auf der Harfenlaute „Kora“. Während der Improvisationskünstler Stefan Kuntz seinem Publikum die Themenwahl freistellt, widmet sich André Wülfing im Rahmen eines kulinarischen Abends irischen Skurrilitäten, begleitet von der Gruppe Dobrze Trala.

Erzählworkshops
Das Festival „Erzähl mir was!“ hat seine Wurzeln in der kulturpädagogischen Arbeit der Akademie Remscheid. Auch in diesem Jahr finden dort wieder Workshops statt, in denen mehr als 30 erzählfreudige Menschen von Fachleuten lernen, wie man Geschichten erzählt und sie Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen vorträgt. Zum Ende des Festivals bringen die frisch ausgebildeten Geschichtenerzähler ihre neu erworbene Kunst auf dem Wochenmarkt in Remscheid unter das Volk.

Das vollständige Programm des Erzählfestivals kann als Faltblatt bestellt werden (per E-Mail an info@akademieremscheid.de) und ist im Internet unter www.akademieremscheid.de und www.nrw-kultur.de abrufbar.


Autorin: Petra Schraml


Redaktionskontakt: schraml@digitale-zeiten.de