
Bildungsnotstand durch Bilderbuchnotstand? |
24.05.2005 |
Nur 0,3 Bilderbücher pro Kind wurden 2004 verkauft
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Buchcover © dtv Verlagsgesellschaft |
Zudem würden die Verlage vermehrt auf den schlechten Verkauf von Bilderbüchern reagieren, indem sie das klassische Bilderbuchprogramm reduzierten oder gar aufgäben. „So fallen weit mehr als die Hälfte der Neuerscheinungen im Bereich Bilderbuch im Frühjahr 2005 nicht auf das klassische Bilderbuch, sondern auf ganz andere Buchvarianten wie Mini oder Midi, Pappe und Stoff“, fuhr Willberg fort. Er fordert eine „Bilderbuch-Offensive“, die Eltern, Buchhandlungen, Verlage, Bibliotheken und Kindergärten sowie die Medien gleichermaßen einbeziehe, um Qualität und Verbreitung von Bilderbüchern zu verbessern.
Dr. Hannelore Daubert, Vorsitzende des Arbeitskreises für Jugendliteratur, stellt den Bezug zur Bildungsdebatte her: „Um das wertvolle Potential von Bilderbüchern bestmöglich nutzen zu können, bedarf es eines Konzeptes frühkindlicher Bildung." Die Vorläuferkompetenzen des Schreibens und Lesens müssten bereits im Kindergarten erworben werden, was eine Reform der Erzieherinnenausbildung voraussetze, so Daubert. Auch die Qualität von Kinder- und Jugendliteratur sei von Bedeutung: Daubert weist auf den deutschen Jugendliteraturpreis hin, der mit der jährlich erscheinenden Nominierungsliste Eltern und Erziehern eine seriöse und verlässliche Auswahl- und Orientierungshilfe bietet. Denn es ist nicht einfach, in der fast unüberschaubaren Flut an Neuerscheinungen die Perlen zu finden.
Der Geschäftsführer der Stiftung Lesen, Heinrich Kreibich, sieht insbesondere den Beratungsbedarf bei der Auswahl geeigneter Vorlesebücher. „Eltern halten sich in der Regel an Bücher, die ihnen selbst als Kinder vorgelesen wurden. Das ist schade: 5.000 neu erscheinende Kinder- und Jugendbücher pro Jahr bieten ein großes Potential an spannenden Geschichten für jede Altersgruppe.“ Generell sieht er bei der Bedeutung des Vorlesens für die frühkindliche Bildung Vermittlungsbedarf. So werde nur in einem Drittel aller Haushalte mit Kindern im ´klassischen Vorlesealter` von der Geburt bis zum zehnten Lebensjahr vorgelesen. Damit würden sich zwei Drittel aller Familien die Chance entgehen lassen, ihre Kinder für die Zukunft fit zu machen, so Kreibich.
Autorin: Katja Haug
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