
Saarland: Gemeinsam fürs Lesen |
Projekte und Initiativen zur Förderung der Lesekultur
![]() |
In der „Lesenden Schule“ Quelle: Landesregierung Saarland |
Saarländischer Lesefrühling und Europäische Kinder- und Jugendbuchmesse
Der Saarländische Lesefrühling weckt jedes Jahr im Mai oder Juni für zwei Wochen die Lust am Lesen. In vielfältigen und abwechslungsreichen Veranstaltungen in Kitas, Schulen und Bibliotheken dreht sich beim Saarländischen Lesefrühling alles ums Lesen und um Bücher. Autorenlesungen, Bilderbuchkino, Buchdruck und Buchbinden sowie Bastelnachmittage sind nur einige Aktivitäten, die zum Lesen anregen sollen. Besonders angesprochen sollen Kinder und Jugendliche von 4 bis 12 Jahre. Seit 2013 wird der Lesefrühling gemeinsam mit den Katholischen Öffentlichen Bibliotheken von Fremersdorf und Rehlingen durchgeführt.
Lust auf Bücher und das Lesen macht auch die Europäische Kinder- und Jugendbuchmesse, die seit 2001 jährlich in Saarbrücken stattfindet. Autor*innen, Verleger*innen und Buchhändler*innen präsentieren die Vielfalt europäischer Buchkultur. Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen erhalten die Gelegenheit zu persönlichen Begegnungen mit Autor*innen und werden auf der Messe nicht nur an die Welt der Bücher herangeführt, sondern auch für die europäische Idee begeistert. Für Eltern, Lehrkräfte, Erzieher*innen finden zugleich Fortbildungs- und Vortragsveranstaltungen statt.
Leseförderung in der Schule
Mit der verbindlichen Verankerung des Kompetenzbereichs Lesen als Schwerpunktaufgabe in den Lehrplänen aller Schulstufen wird Lesekompetenz im Saarland als Schlüsselkompetenz hervorgehoben. Sie steht im Mittelpunkt des Deutschunterrichts und wird als fächerübergreifende Aufgabe verstanden. Die Entwicklung von Leseinteressen, die Ausbildung von Lesestrategien sowie die Gestaltung von Lese- und Schreibprozessen spielen eine elementare Rolle. Das Landesinstitut für Pädagogik und Medien unterstützt und fördert mit kreativen und mehrsprachigen Konzepten Projekte in Schulen, die die kulturelle Kompetenz von Kindern und Jugendlichen stärken und veranstaltet Fortbildungen zur Leseförderung und zur Verbesserung von Lesekompetenz.
Erfolgreich sind auch die Projekte der Medienpartner Saarbrücker Zeitung und Saarländischer Rundfunk. Bei der Leseaktion „Zeitung macht Schule“ des Medienpartners Saarbrücker Zeitung erhalten vierte Klassen der Grundschulen bis zu vier Wochen lang täglich kostenlos die Saarbrücker Zeitung. Die Schüler*innen lernen die Zeitung zu lesen, trainieren ihre Lesefähigkeit und üben pragmatisches Schreiben. Sie können selbst einen Artikel verfassen, der auf der Internet-Seite der Saarbrücker Zeitung in der Rubrik „Schülerartikel“ oder, wenn möglich, auch in der Zeitung veröffentlicht wird. Zudem setzen sich die Schüler*innen aktiv mit ihrem Umfeld auseinander. Bei einer Besichtigung des Druckhauses können sie Einblicke in die Zeitungsproduktion erhalten. Auf Wunsch besucht ein*e Redakteur*in die Klasse.
Der Saarländische Rundfunk sendet regelmäßig spannende Hörspiele für Kinder und Jugendliche. Außerdem bietet er spezielle Programme für Kinder und Jugendliche an.
LeseKompendien für die Sekundarstufe I und die Grundschule
Das „LeseKompendium Grundlagen“ vermittelt erfolgreiche, wissenschaftlich abgesicherte Fördermöglichkeiten in den Bereichen der Lesekompetenz und der Leseanimation für Kinder im Grundschulalter.
Da die Arbeit mit Texten fester Bestandteil eines jeden Fachunterrichts ist, hat die Leseförderung Relevanz für alle Fächer.
Das „LeseKompendium Grundlagen“ dient als Fundament für fächerverbindende Konzepte der Leseförderung. Es geht davon aus, dass dem Deutschunterricht bei der Vermittlung von Lesekompetenz eine Schlüsselrolle zukommt, dass aber auch die Lehrpersonen aller Fächer, die mit Texten umgehen, gemeinsam mit abgesprochenen Konzepten an der Verbesserung der Schlüsselkompetenz des Textverstehens arbeiten.
Im „LeseKompendium Grundschule“ werden ausgehend von den aktuellen Ergebnissen der Leseforschung Möglichkeiten der Leseförderung in der Grundschule vorgestellt und durch Materialien ergänzt. Insbesondere das Erstlesen, die Förderung der Leseflüssigkeit, die Notwendigkeit einer systematischen Wortschatzarbeit und die Anwendung von Lesestrategien als Hilfen zum Textverstehen sowie die Leseanimation werden in den Fokus genommen.
Netzwerk Lesekompetenz
Seit dem Schuljahr 2015/16 werden im Rahmen des Pilotprojekts „Netzwerk Lesekompetenz Homburg“ ehrenamtlich tätige Leselernhelfer*innen durch das LPM ausgebildet und an den Grundschulen im Kreis Homburg eingesetzt.
Die ehrenamtlichen Leselernhelfer*innen fördern ein- bis zweimal wöchentlich Erstklässler*innen, welche Unterstützung im Erstleseprozess benötigen.
Die Leselernhelfer*innen werden in einem zweitägigen Kurs auf ihre Aufgabe vorbereitet. In diesem Kurs geht es im Wesentlichen um die Aufgaben und den rechtlichen Rahmen, wie auch um die Stufen der Leseentwicklung und den Leseaufbau sowie um Tipps und Materialien zur Leseförderung.
Bund-Länder-Initiative BiSS-Transfer
BiSS-Transfer ist eine gemeinsame Initiative von Bund und Ländern zum Transfer von Sprachbildung, Lese- und Schreibförderung in Schulen und Kitas. Sie knüpft an die Initiative „Bildung durch Sprache und Schrift“ (BiSS) an. Das Saarland beteiligt sich an BiSS-Transfer.
Ausgewählte Schulen arbeiten mit Unterstützung des Landesinstituts für Pädagogik und Medien (LPM) zu den Themen „Sprachsensibler Fachunterricht“ und „Systematische Schreibförderung“ zusammen.
Ein Ziel des saarländischen Verbundes ist die Entwicklung und Erprobung sprachförderlicher Maßnahmen im Sachunterricht der Primarstufe sowie in den naturwissenschaftlichen Fächern der Sekundarstufe 1. Die wissenschaftlich fundierten, positiven Ergebnisse der BiSS-Initiative werden in der Umsetzung und Weiterentwicklung in die Verbundarbeit mit einbezogen.
Die BiSS-Transfer-Schulen arbeiten mit den bisher vom BiSS-Verbund entwickelten Materialien und Ideen. Sie nehmen online sowie in Präsenz an Fortbildungen zum sprachförderlichen Unterrichten teil.
Der Friedrich-Bödecker-Kreis Saarland – Autorenveranstaltungen in Schulen
Seit 1987 gibt es auch im Saarland einen Friedrich-Bödecker-Kreis (FBK), dessen vornehmste Aufgabe die Leseförderung von Kindern und Jugendlichen ist. Dies geschieht hauptsächlich durch Autor*innenveranstaltungen in Schulen, aber auch in Kitas, Bibliotheken, Jugendzentren u.a. Die persönliche Begegnung mit einem Autor oder einer Autorin bei einer Veranstaltung, die neben der Lesung auch stets Gespräch und Diskussion beinhaltet, wirkt lange über den Tag hinaus und prägt die Lust am Lesen. Interessent*innen für Autor*innenveranstaltungen können aus dem Jahresprogramm des FBK Saarland ihre Autor*innenwahl treffen. Dieses Programm erscheint immer auch mit einem Rahmenthema zur aktuellen Kinder- und Jugendliteratur, zu dem die entsprechenden Autor*innen eingeladen werden.
Besonderes Augenmerk liegt auf Veranstaltungen in Kindertagesstätten, um eine aktive und kreative Lese- und Sprachförderung für Kinder ab 3 Jahren zu unterstützen.
Engagement der Bibliotheken in Kitas und Schule
Bibliotheken halten ein reichhaltiges Angebot für Kinder und Jugendliche bereit und sind wichtige Akteure in der Sprach- und Leseförderung. Neben einer großen Auswahl an Kinder- und Jugendliteratur ab Kleinkindalter bieten die Bibliotheken auch Kitagruppen- und Schulklassenführungen, Bücherrallys und Ferienveranstaltungen an. Medienkisten, die ausgewählte Themen mithilfe von Büchern, Filmen und interaktiven Medien erfahrbar machen, können über die Bibliotheken direkt in die Grundschulklassen und Kitas bestellt werden.
Der Homburger Lesesommer lockt lesefreudige Schüler*innen jährlich in die Stadtbibliothek Homburg. 10 Tage lang können Kinder und Jugendliche ab 6 Jahren Bücher ausleihen, diese bewerten und sich so eine Urkunde und die Teilnahme an einer Verlosung sichern. Bekannte Autor*innen lassen sich bei der Rückgabe der Bücher gerne erzählen, was die jungen Leser*innen über ihre Lektüren zu berichten haben.
Der Lesedino wurde im Jahr 2001 ins Leben gerufen und ist Deutschlands einziger landesweit durchgeführter Vorlesewettbewerb für Grundschüler*innen der Jahrgangsstufe 4. Die besten Vorleser*innen messen sich von März bis Mai in zwölf Bibliotheken aller Landkreise vor einer fachkundigen Jury. Sie lesen aus mitgebrachten Büchern und aus fremden Texten vor und erhalten für ihre Teilnahme Gutscheine, Bücher und Urkunden. Wer dann die Jury überzeugen konnte, dem wird noch der kleine Lesedino verliehen, mit dem sie oder er als Regionalsieger*in gegen Ende des Schuljahres zum großen Finale im Ministerium für Bildung und Kultur antreten darf.
Schreibprojekte und -wettbewerbe
Zur Förderung des kreativen Schreibens an den saarländischen Schulen hat die Gemeinde Tholey im Jahr 2006 den Lyrikwettbewerb „Wortsegel“ ins Leben gerufen. Namensgeber für den Wettbewerb ist die Stahlplastik „Wortsegel“, das „Denkmal für Poesie“ bei Tholey-Sotzweiler von Prof. Heinrich Popp. Eingeladen sind alle saarländischen Schüler*innen der Jahrgangsstufen drei bis 13 selbst als Dichter*in aktiv zu werden, indem sie Gedichte schreiben, diese vortragen, szenisch vertonen oder audiovisuell darstellen.
Auch am Bundesweiten Vorlesetag sind im Saarland viele freiwillige Vorleser*innen beteiligt. Nach dem großen Erfolg im Jahr 2020 mit fast 900 teilnehmenden Schüler*innen hat das Landesinstitut für Pädagogik und Medien erneut eine Onlinelesung angeboten. Passend zu dem Thema „Freundschaft“ wurde das Buch „Arthur und Anton“ ausgewählt. Mit einer dreisprachigen Lesung (arabisch-türkisch-deutsch) kamen die Vorleser*innen online in saarländische Klassenzimmer. Unterstützt wurde das Vorhaben von der Edition bi:libri, die das passende Bilderbuchkino zur Verfügung stellte.
Die Lese-Schreib-Werkstatt an der Grundschule Nalbach animiert Kinder ab 4 Jahren dazu Geschichten zu erleben oder als Schulkinder ihrer „Lesewut“ kreativen Lauf zu lassen. Immer wieder neue Themen und Schreibanlässe wecken die Phantasie und Begeisterung der jungen Menschen und den Mut, selbst Geschichten zu erfinden. Die Lesenische hält reichliche Buchtipps, Bastelvorschläge und Themen bereit, die Kinder zum Forschen und Nachdenken anregen.
Im Jahr 2015 ging der 1. Platz des Deutschen Lesepreises in der Kategorie „Herausragendes individuelles Engagement für die Leseförderung“ an die Leiterin Christine Sinnwell-Backes für ihre Lese-Schreib-Werkstatt.
Autorin: Petra Schraml und Carolin Anda
Das Landesporträt wurde im November 2007 in enger Zusammenarbeit mit Leseförderern aus dem Saarland erstellt und zuletzt im März 2022 aktualisiert. Sobald neue Informationen vorliegen, werden die entsprechenden Abschnitte im Text bzw. die Verweise im Text und in der rechten Spalte ergänzt und aktualisiert.
Redaktionskontakt: anda@dipf.de