
Sachsen: Früh übt sich ... |
Projekte und Initiativen in Sachsen
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Vorleseprojekt in der Bibliothek Quelle: Stadtbibliothek Chemnitz |
Lesestart in der Familie
Gemeinsam mit der Stiftung Lesen initiierte das Sächsische Staatsministerium für Soziales (SMS) das dreijährige Modellprojekt zur Sprach- und Leseförderung von Kleinkindern Lesestart – Mit Büchern wachsen. Interessierte Eltern erhalten bei der routinemäßigen U6-Untersuchung ihres Kindes vom Kinderarzt das erste von insgesamt drei kostenlosen Lesestart-Sets. Ein Vorleseratgeber, ein Bilderbuch und ein Poster für das Kinderzimmer sollen dazu anregen, mit Kindern in einer behaglichen Atmosphäre Bilderbücher anzuschauen und ihnen daraus vorzulesen. Das zweite Lesestart-Paket gibt es bei der U7 und das dritte kann in der örtlichen Bibliothek abgeholt werden. Nachhaltige Ergebnisse werden erwartet: Eltern vermitteln ihren Kindern nicht nur einen Lesespaß, der ein Leben lang anhalten kann, sondern sie tragen entscheidend dazu bei, die Bildungschancen ihrer Kinder zu verbessern. Im November 2006 ging das Modellprojekt an den Start, genau ein Jahr später tritt es in seine zweite Phase. Es dient als Vorbild des bundesweiten Projektes. Die wissenschaftliche Begleitung des Modellprojektes „Lesestart - Mit Büchern wachsen“ erfolgt durch den Lehrstuhl für Medienpädagogik und Weiterbildung der Universität Leipzig.
„Bildung durch Sprache und Schrift“ (BiSS)
Sachsen beteiligt sich mit dem Verbund „Kindertageseinrichtungen des AfJFB (Amt für Jugend, Familie und Bildung) Leipzig“ an dem bundesweiten Forschungs- und Entwicklungsprogramm Bildung durch Sprache und Schrift. Ausgewählte Verbundkitas des AfJFB der Stadt Leipzig bearbeiten in Kooperation mit dem Landeskompetenzzentrum zur Sprachförderung an Kindertageseinrichtungen in Sachsen (LakoS) die BiSS-Module „Gezielte alltagsintegrierte Sprachbildung“ und „Unterstützung der Sprachentwicklung für Kinder unter 3 Jahren“ im Elementarbereich. Ziel des BiSS-Programms ist es, herauszufinden, welche Methoden und Instrumente der Sprachförderung, Sprachdiagnostik und Leseförderung unter welchen Bedingungen funktionieren, und wie sie optimal für eine durchgängige wirksame Sprach- und Leseförderung vom Beginn institutioneller Betreuung bis zum Ende der Sekundarstufe I eingesetzt werden können.
Förderung der Lesekompetenz ist zentrales überfachliches Ziel
Im „Gesamtkonzept Sprachliche Bildung“ ist die Förderung der Lesekompetenz als ein zentrales überfachliches Ziel für alle Schularten festgelegt. Richtlinien zur Förderung der Lesekompetenz sind seit 2004 in den reformierten sächsischen Lehrplänen verankert. Das Sächsische Bildungsinstitut (SBI) unterstützt die Schulen bei der Umsetzung mit Lektüreempfehlungen für alle Altersstufen. Das Kultusministerium fördert außerdem die Einrichtung von Medienclubs und Medienecken an sächsischen Schulen sowie den Aufbau von Schulbibliotheken. Alle Grundschulen und Förderschulen wurden bereits mit eigens zusammengestellten Buchpaketen mit besonders empfehlenswerter Kinderliteratur ausgestattet. Darüber hinaus gibt es seit 2004 an sächsischen Grundschulen Lernstandskontrollen im Lesen, die zu Leselernstandsanalysen im Sekundarbereich weiterentwickelt werden.
Zur Freude vieler Schülerinnen und Schüler fördert das Sächsische Staatsministerium für Kultus seit dem Schuljahr 2006/2007 die Kampagne Lesescouts der Stiftung Lesen. Lesescouts ab der 5. Klasse an Ober- und Förderschulen stecken mit kreativen Aktionen ihre Mitschülerinnen und Mitschüler mit ihrer Lesebegeisterung an und motivieren sie, selbst einmal zu einem Buch zu greifen.
Seit dem Schuljahr 2007/2008 unterstützen die Fachberater die Mittelschulen bei der Entwicklung des Leseverständnisses ihrer Schüler. Sie richten sich dabei insbesondere an Lehrer anderer Fächer als Deutsch und nutzen einen speziell dafür entwickelten Katalog zur Leseförderung an Mittelschulen.
Sprachförderung bei Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund
Mit der Entwicklung von Sprachfördernetzwerken sollen schulische Integrationsprozesse optimiert und Bildungschancen von Migranten verbessert werden. Sachsen beteiligt sich an dem Programm FÖRMIG „Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergund“ der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) mit dem Programmelement Entwicklung von Sprachfördernetzwerken. In drei Ansatzpunkten erfolgt die professionalisierte Gestaltung der sprachlichen Bildung als systematischer und schullaufbahnbegleitender Prozess. Schnittstellen beim Schuleintritt werden analysiert, zielgerichtet werden vorhandene Sprachpotenziale genutzt und Netzwerke mit außerschulischen Partnern ausgebaut und evaluiert. Gleichzeitig sollen das Verfahren und die Qualität der besonderen Bildungsberatung in Sachsen optimiert werden. Zugleich werden in Anlehnung an die Bildungsstandards und die Kompetenzbeschreibungen zum deutschen Sprachdiplom der Kultusministerkonferenz (KMK) Niveaubeschreibungen für Deutsch als Zweitsprache für die einzelnen Klassenstufen der Sekundarstufe I erarbeitet.
Bibliotheken als außerschulische Lernorte
In sächsischen Bibliotheken erhalten Kinder und Jugendliche, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft und ihrem familiären Hintergrund, Zugang zu den unterschiedlichen Medien und Informationen. Eine Kooperationsvereinbarung, die zwischen den Sächsischen Staatsministerien für Soziales (SMS), Kultus (SMK) sowie Wissenschaft und Kunst (SMWK) und dem Landesverband Sachsen im Deutschen Bibliotheksverband e.V. (DBV) abgeschlossen wurde, soll bessere Rahmenbedingungen dafür schaffen, Kinder aus Tagesrichtungen an das Lesen heranzuführen und Schülerinnen und Schüler für das Lesen zu gewinnen und beim Lesen zu unterstützen. Mit regelmäßigen Angeboten wie Medienboxen, Bilderbuchkinos oder mit Projekten zur frühkindlichen Förderung werden in Bibliotheken die Fertigkeiten im Umgang mit Büchern und neuen Medien von der Elementar- bis zur Oberstufe ausgebildet und vertieft. Dazu gehört unter anderem das Projekt „Mit Koali die Welt entdecken – Bei den Kleinen Lust auf Bücher wecken!“.
Die Sächsische Landesfachstelle für Bibliotheken steht als Koordinierungsstelle den Bibliotheken beratend zur Seite und sammelt Konzepte für die Zusammenarbeit, die sie an interessierte Einrichtungen weitergibt. Regelmäßig werden Fortbildungen zur Leseförderung und zur Bibliotheksarbeit mit Kindern und Jugendlichen angeboten.
Schreibprojekte fördern den Spaß am Lesen
Tolle Projekte für junge Autorinnen und Autoren und die, die es werden wollen, bieten in Sachsen der Freundeskreis Buchkinder e.V. und das Literaturbüro Leipzig e.V. Der Freundeskreis Buchkinder e.V. organisiert seit 2001 Werkstätten für Jungen und Mädchen zwischen vier und achtzehn Jahren, in denen sie mit eigenen Geschichten und Illustrationen Bücher gestalten können. Der Entdeckung und Förderung junger Autoren dient die zweimal monatlich stattfindende Schreibwerkstatt des Literaturbüros Leipzig e.V. Zugleich können die Schreibenden durch Schullesungen in den Austausch mit einer breiteren Öffentlichkeit treten und dadurch weitere Kinder und Jugendliche zum eigenen sprachlichen Ausdruck ermuntern. Seit 1994 führt das Literaturbüro Leipzig außerdem eigene Jugendschreibwettbewerbe durch, deren ausgewählte Ergebnisse durch den Verein bzw. in seinem Auftrag in Jugendanthologien herausgegeben werden.
Sachsens beste Nachwuchsjournalisten werden mit dem sächsischen Jugendjournalisten-Preis geehrt. Der begehrte Preis wird vom Sächsischen Staatsministerium für Kultus und den Nachwuchsjournalistenverbänden Junge Medienmacher Sachsen e.V. (jmms) und Jugendpresse Sachsen e. V. vergeben. Eine Jury aus Vertretern der Veranstalter sowie Fachleuten aus Journalismus, Fotografie, Medien- und Online-Gestaltung ermittelt die Preisträger. Berücksichtigung finden solche Kriterien wie „Die Schülerzeitung spiegelt Mitverantwortung und Mitgestaltung in der Schule wider“, „Die Schülerzeitung greift angemessen Interessen und Probleme der Schülerschaft auf“ oder „Die Schülerzeitung nimmt Anteil am Geschehen in der Region, im Land und in der Welt“.
Höhepunkte der Lese- und Literaturförderung
Für alle großen und kleinen Literaturinteressierten bietet das Land Sachsen über das ganze Jahr verteilt zahlreiche literarische Höhepunkte. So veranstaltet die Leipziger Buchmesse jedes Jahr ein großes Literaturprogramm für Kinder und Jugendliche. Das Lesefest Leipzig liest, das untrennbar mit der Buchmesse verbunden ist, ermöglicht Begegnungen mit Literatur auf ungewöhnliche Weise. Die ganze Stadt ist in das Festival eingebunden und feiert so ihre Buchmesse. Und Comics in Leipzig, ein Ausstellungsbereich innerhalb der Leipziger Buchmesse, der besonders beliebt und frequentiert ist, bietet Aktionsbühnen, Signierstunden und Zeichenwettbewerbe für Comic-Fans.
Immer wieder gern besucht sind auch der Leipziger Hörspielsommer im Richard-Wagner-Hain, die Literaturtage im Kulturraum Mittelsachsen, die Deutsch-Tschechischen Literaturtage, der Sächsische Literaturfrühling und die Sächsischen Literaturtage, bei denen den Lesern jenseits der drei Zentren Chemnitz, Dresden und Leipzig Literatur auch als sinnliche Erfahrung des Hörens und des Sehens erlebbar gemacht wird.
Das Dresdner Literaturbüro sucht durch die Verknüpfung von städtischen und regional ausgerichteten Aktivitäten den nachhaltigen Brückenschlag zwischen „Innen“ und „Außen“, zwischen lokaler und globaler Literaturszene, zwischen Hochkultur und Basisliteratur. Dazu gehören der „Blickpunkt Dresdner Literaturszene“, Schreibwerkstätten, der Dresdner Literaturkalender, das Stadtschreiberprojekt „Dresden liest...“, der Dresdner Literaturrätsel-Koffer sowie große international besetzte Festivals. Allen voran die Erich Kästner Tage, die Deutsch-Polnischen Literaturtage, die BARDINALE sowie die Steuerung des umfangreichen Vergabeverfahrens zum Dresdner Lyrikpreis.
Hinweis:
Das Landesporträt wurde im Oktober 2007 in enger Zusammenarbeit mit Leseförderern aus Sachsen erstellt. Sobald neue Informationen vorliegen, werden die entsprechenden Abschnitte im Text bzw. die Verweise im Text und in der rechten Spalte ergänzt und aktualisiert.
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Redaktionskontakt: schuster@dipf.de