Landesporträt

Bremen: Vier für Bremen

Projekte und Initiativen zur Förderung der Lesekultur




Postkarte „Lesen macht schlau“
Postkarte „Lesen macht schlau“
© BremerLeseLust
Tiere die lesen können? In Bremen kein Problem. Die Initiative „BremerLeseLust“ hat den vier Bremer Stadtmusikanten das Lesen beigebracht und wirbt mit diesem Logo für die Förderung der Lesekultur in Schulen. Lebensgroß und künstlerisch gestaltet stehen die lesenden Vier in der ganzen Stadt und erinnern daran, wie wichtig das Lesen auch schon für die Kleinen ist.

Die BremerLeseLust
Die BremerLeseLust ist eine gemeinsame Aktion der Bremischen Bürgerschaft, der Bremer Stadtbibliothek, der Bremer Literaturstiftung, der Bürgerstiftung Bremen und der Handelskammer Bremen. Sie wurde im Herbst 2002 gegründet, um das Lesen vor allem bei Kindern und Jugendlichen wieder populärer zu machen. Darüber hinaus möchte die BremerLeseLust unter dem Motto „Bremen liest und Bremen hat Spaß dabei!“ zur Steigerung der Attraktivität des Lesens bei allen Altersgruppen in Bremen beitragen. Leseaktionen mit prominenten, ehrenamtlichen und im besten hanseatischen Bürgersinn engagierten „Lesebotschafterinnen und -botschaftern“ animieren über das Vorlesen zum Weiterlesen. Ausgefallene Leseorte und Leseanlässe erhöhen die Attraktivität der Aktionen. Seit seiner Gründung engagiert sich der Verein in vielen Bereichen: aktuell in der Flüchtlingshilfe mit dem Projekt „Lesen schafft Freunde“, in Schule und Berufsschule mit dem Projekt „Zisch: Zeitung in der Schule“ und im Gymnasium Links der Weser mit dem Zeitungsprojekt „Heimatlos“. Vorleseopa Dieter Cossen liest regelmäßig für Kinder und für Erwachsene werden die Lesereihen „Das bunte Sofa“ und „Lesezeichen!“ veranstaltet. Für ihr Engagement wurde Ulrike Hövelmann, Vorsitzende der BremerLeseLust, im Oktober 2016 von Bundespräsident Joachim Gauck mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Literarische Höhepunkte
Herausragende Ereignisse in der Bremer Literaturszene sind die „Literarische Woche Bremen“, das internationale Literaturfestival „poetry-on-the-road“ und der Vorlesewettbewerb. Die Literarische Woche Bremen wird gemeinsam von der Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung und der Stadtbibliothek Bremen jeweils im Januar veranstaltet. In dieser Zeit gibt es zahlreiche Lesungen, Ausstellungen, Workshops und Filmvorführungen. Zentrales Ereignis ist die Verleihung des Bremer Literaturpreises.

poetry on the road präsentiert den Formen- und Medienreichtum zeitgenössischer internationaler Poesie und zeigt Lyrik in der Verbindung mit anderen Künsten als visuelle Poesie, experimentelle Lautpoesie in der Performance und als Rap. Jedes Jahr im Mai treten Autoren der Weltliteratur Seite an Seite mit hochinteressanten Neuentdeckungen auf. Stimmkünstler, Poeten und Wortakrobaten machen Sprache zu einem multilingualen Konzert.

Viele Kinder aus Bremer Schulen beteiligen sich jedes Jahr am Vorlesewettbewerb des Deutschen Buchhandels. Dieser zählt zu den größten bundesweiten Schülerwettbewerben. Schüler und Schülerinnen der 5. und 6, Klassen, die sich im landesinternen Vorentscheid qualifizieren, nehmen anschließend am bundesweiten Wettbewerb teil.

Innovative Leseförderung in der Stadtbibliothek Bremen
An acht Standorten bietet die Stadtbibliothek ein attraktives, vielseitiges und innovatives Angebot für möglichst Alle. Aber ganz besonders stolz ist das Bibliotheks-Team auf das vielfältige Angebot für Kinder. Ein Besuch in den Kinderbibliotheken ist immer ein Erlebnis für Groß und Klein. Das fängt schon mit den wunderbar quirligen und lebendigen Orten an, denn hier gibt es so viel zu entdecken: Ob es eine echte Jolle, ein nachgebautes Piratenschiff oder der Lese-Iglu ist: jeder Standort hat sein ganz besonderes Highlight. Ebenso reiht sich der Bibliotheksbus in das facettenreiche Bild der so unterschiedlichen Standorte ein und fährt als rollende Zweigstelle den Kindern mit seinem Angebot im Stadtgebiet entgegen.

Die Förderung der Lesemotivation und somit den Spaß am Lesen zu entdecken und zu fördern ist ein Ziel der bibliothekspädagogischen Arbeit. So bieten die Bibliotheken neben einem umfangreichen und mehrsprachigen Bücherbestand zu unterschiedlichsten Themen auch (bilinguale) Angebote zur frühkindlichen Bildung an. In dieser Vermittlungsarbeit ist der multiperspektivische Blick sehr wichtig und so wird gleich bei der Lektoratsarbeit bewusst darauf geachtet, nicht nur klassische Stereotypen bei Medienneuankäufen zu präsentieren. Veranstaltungsreihen wie die beliebten Gedichte-für-Wichte, die interaktiven BilderBuchKinos oder die spannenden Leseabenteuer im Piratenschiff sind nur ein paar Beispiele, wie tolle Geschichten für die Kleinsten erlebbar werden.

Auch die Medienkompetenz der jungen Generation wird durch besondere Veranstaltungsformate beispielsweise zu MINT-Themen mit Elementen aus Robotik und Coding gestärkt und bereitet sie auf die digitalisierte Zukunft vor. Daneben gibt es auch weitere Anreize, sich selbstständig mit verschiedenen Medienformten auseinanderzusetzen. So können beispielsweise Tonies und Spiele ausgeliehen werden. Auch für Nicht-Buchaffine eine gute Alternative, Zeit mit Medien zu verbringen und neue Welten zu entdecken.
Jedes Bibliotheks-Team arbeitet eng mit den umliegenden KiTas und Schulen zusammen und bietet Gruppen lebendige, abwechslungsreiche (Klassen-) Führungen und Veranstaltungsformate, die sich am Alter der Kinder orientieren. Lehrende finden Anregungen für den Unterricht in Medienboxen und können Bücher in Klassensatzstärke ausleihen.
Für Lehrende, Erzieher und Erzieherinnen und Kinder ist der Bibliotheksausweis, die BIBCARD, kostenlos.

Frühe Leseförderung in Kindergarten und Schule
Das seit 2013 bestehende Bücher-Kita-Programm hat sich zu einer etablierten Größe der Frühkindlichen Bildung in der Stadtgemeinde Bremen entwickelt. Die Senatorin für Kinder und Bildung koordiniert und finanziert dieses Programm für Kinder im Alter von 0-6 Jahren und kooperiert dafür mit unterschiedlichen Akteuren, wie dem Friedrich-Bödecker-Kreis des Landes Bremen, dem interkulturellen Buch-Projekt EeneMeeneKiste, dem Überseemuseum, der Uni Bremen und selbstverständlich der Stadtbibliothek. Durch das spielerische Heranführen an Geschichten werden sowohl Grundkompetenzen wie der individuelle Spracherwerb gefördert als auch Vorläuferfähigkeiten für das Lesen und Schreiben entwickelt. Bisher (Stand 2022) konnten rund 100 Bremer Einrichtungen dieses zweijährige Programm erfolgreich durchlaufen.

Um die Lesefreude im Grundschulalter zu fördern, gibt es für Bremer Grundschüler und -schülerinnen das Leseförderprojekt „AnSchuB“ , ein Kooperationsprojekt der Senatorin für Kinder und Bildung mit der Stadtbibliothek Bremen: Damit sichergestellt ist, dass alle Kinder die Möglichkeit erhalten, kostenlos Bücher und andere Medien in der Stadtbibliothek auszuleihen, erhalten seit 2015 alle Erstklässler*innen zu Beginn eines jeden Jahres die kostenlose „AnSchuB“- Karte, zusammen mit einem Lesemotivationspaket der Stadtbibliothek. Die Lehrkräfte besuchen mit ihren Klassen die Bibliotheken und nehmen dort an den Lesestarter-Aktionen teil. Gleichzeitig können die Kinder dann dort schon Bücher ausleihen. Sie können mit der AnSchuB-Karte natürlich auch privat Bücher ausleihen.

Unterstützung beim Lesenlernen
Lesenlernen ist für viele Schülerinnen und Schüler ein schwieriger Prozess. Deshalb gibt es zahlreiche Initiativen, die Kinder unterstützen. Dazu gehört die Aktion „Das erste Buch.“ Jedes Kind, das in Bremen, Bremerhaven, und mittlerweile in vielen anderen Städten eingeschult wird, bekommt vom Verein „Das erste Buch e.V.“ zum Nikolaustag ein Buch geschenkt. Zu jedem Buchstaben des Alphabets gibt es eine Geschichte und ein Bild, die von Kindern der 3. Klasse geschrieben und gemalt wurden.

Im Rahmen des Projekts Lesezeit werden von der Freiwilligen-Agentur Bremen seit August 2005 mit Mitteln des Bundesfamilienministeriums Erwachsene dafür ausgebildet, Kindern in der Schule als Lesehelfer*innen zur Seite zu stehen: Einmal in der Woche hört ein Erwachsener den Kindern geduldig zu, korrigiert die Aussprache, überprüft das Wortverständnis und lobt die Fortschritte. Mit einer Förderung der Senatorin für Kinder und Bildung wird das Projekt kontinuierlich ausgeweitet.
Kinder, bei denen eine Leseschwäche bereits am Ende des ersten Schuljahres festgestellt wird, erhalten die Möglichkeit, in kleinen Gruppen von sechs Kindern, zehn Wochen lang, 20 Stunden in der Woche individuell durch speziell ausgebildete Lehrkräfte gefördert zu werden. Diese Leseintensivkurse werden von der Senatorin für Kinder und Bildung organisiert und verantwortet.
Weil das Zuhören entscheidend für den Spracherwerb und das Lesenlernen ist, wurde im Schuljahr 2003/04 das Projekt „Zuhören“ an Bremer Grundschulen gestartet. Mit Medienpaketen und zum Teil auch mit Aufnahmegeräten unterstützt die Senatorin für Kinder und Bildung die Gründung von Hörclubs.

Um Kinder an aktuelle Kinder- und Jugendliteratur heranzuführen, gibt es an allen Bremer Grundschulen Leseclubs. Die Schüler*innen lesen in den Leseclubs neu erschienene Kinder- und Jugendbücher, diskutieren darüber und schreiben Artikel für ihre Schülerzeitung. Die Leseclubs werden regelmäßig mit neuerer Kinder und Jugendliteratur bestückt, inzwischen an vielen Schulen auch mit mehrsprachigen Büchern, um auch der großen Zahl von mehrsprachig aufwachsenden Kindern aktuelle Literatur anbieten zu können, die auch ihre Herkunftssprache würdigt. Die Leseclubs verfügen inzwischen über umfangreiche Literaturangebote, sodass sie vielfältig für Leseförderangebote und besondere Leseaktivitäten genutzt werden.
Auf viele Kinder und Jugendliche üben die digitalen Medien eine große Faszination aus, daher gehören auch in Bremen digitale Leseförderprogramme wie „Antolin“ und „Onilo“ seit vielen Jahren fest zum Grundschulprogramm. Durch den digitalen Schub, der durch die Distanzbeschulung seit 2019 entstanden ist, haben alle Bremer Schüler*innen mobile Endgeräte erhalten und können nun auch die zahlreichen zusätzlichen auf der Bremer Lernplattform „Itslearning“ bereit stehenden Förderprogramme auch für das Lesen aktiv nutzen.

Förderung der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund
Bremen hat von allen Bundesländern den höchsten Anteil von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Sie werden deshalb besonders gefördert. In der Grundschule gibt es schulübergreifend Vorkurse von freien Trägern. Um die Kinder intensiv zu fördern, werden Ferienangebote zu Ostern und in den Sommerferien realisiert, in denen Kinder anhand von aktuellen (Bilder-)büchern intensiv an und mit der deutschen Sprache arbeiten, um ihre Bildungschancen zu verbessern. Dieses Programm richtet sich an Kinder aus den 3 und 4. Klassen. Die Jugendlichen der Oberschulen haben die Möglichkeit, sich in den Ferien auf ihre Prüfungen vorzubereiten, auch hier spielt die gezielte Lese- und Sprachförderung eine zentrale Rolle. Das Bremer Aktionsprogramm „Schule macht sich stark – Wege aus der Krise“ zielt auf die Förderung und Sicherung von Basiskompetenzen sowie auf das Lernen von Selbständigkeit und Übernahme von Verantwortung.

Das Land Bremen beteiligte sich von 2005 bis 2008 mit drei Programmelementen am Modellprogramm „FÖRMIG – Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund“ der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK). In „Performative Spiele zur Sprachförderung von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund in der SEK I“ wurde ein Sprachförderungsmodell für Schulen der Sekundarstufe I entwickelt, das auf Basis des performativen Spiels – die Verbindung von Sprache mit Handlung und Körperbewegung in der Gruppe und vor Zuschauern – aufbaut. Das Projekt „Erzählwerkstatt – Geschichtenerzählen zur Förderung des Zweitspracherwerbs im Elementar- und Primarbereich“ erprobte Formen der Sprachförderung von Migrantenkindern. Und das Projekt „Förderung von Sprachkompetenz und Selbstwirksamkeit (SuS) – Verbesserung der Zugangschancen zur Berufsbildung für Jugendliche mit Migrationshintergrund“ unterstützte den Spracherwerb in der beruflichen Qualifizierung.

„Bildung durch Sprache und Schrift“ (BiSS)
Bremen beteiligte sich mit drei Verbünden an dem bundesweiten Forschungs- und Entwicklungsprogramm „Bildung durch Sprache und Schrift“ (BiSS) von 2013 bis 2019. Ausgewählte Verbundkitas und Verbundschulen bearbeiteten in Kooperation mit regionalen Bildungs- und Forschungseinrichtungen die BiSS-Module „Gezielte alltagsintegrierte Sprachbildung“ und „Intensive Sprachförderung durch dialogisches Lesen in der Kleingruppe“ im Elementarbereich, „Gezielte sprachliche Bildung in fachlichen und alltäglichen Kontexten“ im Primarbereich sowie „Selbstreguliertes Lesen und Schreiben“ und „Sprachliche Bildung in fachlichen Kontexten“ in der Sekundarstufe. Ziel des BiSS-Programms war es, herauszufinden, welche Methoden und Instrumente der Sprachförderung, Sprachdiagnostik und Leseförderung unter welchen Bedingungen funktionieren und wie sie optimal für eine durchgängige wirksame Sprach- und Leseförderung vom Beginn institutioneller Betreuung bis zum Ende der Sekundarstufe I eingesetzt werden konnten.
Die Bund-Länder-Initiative BiSS-Transfer knüpft an die Ergebnisse und Netzwerke des BiSS-Programms an. Bremen beteiligt sich mit dem Verbund „Systematisches Leseförderprogramm an Bremer Oberschulen“ an BiSS-Transfer.

Begegnungsstätten für Literaturinteressierte
Zu wichtigen Umschlagplätzen für Literatur haben sich das Bremer Literaturkontor und das Bremer Literaturhaus entwickelt. Das Bremer Literaturkontor ist eine zentrale Informations-, Begegnungs- und Beratungsstätte für alle am literarischen Leben Interessierten. Im Auftrag der Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung organisiert das Literaturkontor die alljährliche „Literarische Woche Bremen“ und betreut im Auftrag des Senators für Kultur die Vergabe des Bremer Autorenstipendiums. Darüber hinaus gibt das Literaturkontor das Handbuch „Literaturszene Bremen, Bremerhaven & umzu“ sowie die Datenbank „Bremer Autorenkatalog“ heraus.

Das Bremer Literaturhaus informiert über aktuelle Ereignisse der Bremer und Bremerhavener Literaturveranstalter und präsentiert den Literaturkalender als monatliches Kursbuch der Literaturszene im Norden. Als virtuelle Produktionsstätte ist das Portal Literaturhaus ein Forum für Autoren, Verlage, Bibliotheken, Buchhandel, Projekte, Initiativen und Leser. Gäste der Stadt haben eine Auftrittsplattform und eine immer offene Bühne.

Autorin: Petra Schraml

Das Landesporträt wurde im August 2007 in enger Zusammenarbeit mit Leseförderern aus Bremen erstellt. Eine Aktualisierung erfolgte im Januar 2022.


Redaktionskontakt: anda@dipf.de


Landesporträt erstellt am: 09.08.2007

Zuletzt aktualisiert am: 01.02.2022