Bericht

APPsolut gut: MENTOR – Die Lesehelfer e.V. geht neue Wege

17.02.2023

400 Mentor*innen begeistern Kinder mit digitalen Medien für das Lesen




Lesestunde in Erfstadt
Lesestunde in Erfstadt
© Andreas Endermann
Den Wörterfresser füttern und in der Kinderzeitmaschine in andere Welten zu reisen. Solche spielerischen, digitalen Angebote in Lese-Apps und auf Kinderwebseiten bereiten vielen kleinen Leser*innen noch mehr Spaß als gedruckte Bücher. Diese Faszination für digitale Medien nutzen Lesementor*innen im MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverband e. V. jetzt für ihre ehrenamtliche Leseförderung. Dafür hat der Verband in den letzten vier Jahren das Projekt „Digitaler Treffpunkt der Generationen“ mit 30 seiner regionalen Vereine durchgeführt. Es wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und wissenschaftlich von der PH Freiburg begleitet.

Das Projekt „Digitaler Treffpunkt für Generationen“
Rund 400 ehrenamtliche Lesementor*innen konnten sich von 2019-2022 im Projekt „Digitaler Treffpunkt für Generationen“ fit im Umgang mit Hardware und Software für ihre Lesestunden mit den Lesekindern, die sie fördern, machen. Dazu besuchten sie drei Tagesseminare und erprobten anschließend Lese-Apps und Co. gemeinsam mit den Kindern in 10-wöchigen Praxisphasen.
Huguette Morin-Hauser, 1. Vorsitzende des MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverbands e.V., führte aus: „Digitale Angebote ersetzen keinesfalls das Lesenlernen mit den analogen Medien wie Büchern. Vielmehr ist es als ergänzender Anreiz sinnvoll: Lese-Apps und Internetseiten bieten viel Motivationspotenzial, weil das Lesen in einem neuen Licht erscheint. Wir können damit auch die Kinder und Jugendlichen erreichen, die sich schwertun, gedruckte Texte zu lesen, aber die digitalen Medien mögen.“

Der Fachtag zum Projektabschluss
Zum Projektabschluss richtete der Bundesverband einen Online-Fachtag am 08.02.2023 aus. Dazu diskutierten die Verantwortlichen und über 135 Teilnehmende mit Gastredner Prof. Andreas Schleicher, OECD-Direktor für Bildung und ein Begründer der PISA-Studien. In seinem Eröffnungsvortrag erläuterte Schleicher die Bedeutung von digitalen Medien für das Lernen. Er machte deutlich, dass die Qualität der Beziehung zwischen Lehrkraft und Schüler*in immer ausschlaggebend sei, digitale Technik kann diese soziale Beziehung unterstützen, aber nicht ersetzen. Er lobte das Konzept von MENTOR und betonte, wie wichtig er die Arbeit der ehrenamtlichen Lesementor*innenen finde. Dabei hob er hervor, dass Mentoring für Schüler*innen oft unterschätzt werde. Nachmittags vermittelten sieben Workshops praktisches Wissen über den Einsatz, die Chancen und die Herausforderungen digitaler Medien in der Leseförderung für Kinder und Jugendliche.

Anstieg der Lesebegeisterung bei den Kindern
Im Rahmen des Online-Fachtags berichteten einige Lesementor*innen, wie begeistert die Kinder auf die Lese-Apps reagieren: Mit viel Spaß, großer Neugier und erhöhter Konzentration beim Lesen. Ferdinand Drosse ist seit zehn Jahren Lesementor beim regionalen Verein MENTOR – Die Leselernhelfer Erftstadt und führte aus: „Das Digitale nehmen die Kinder anscheinend sehr spielerisch wahr und das motiviert sie enorm. Sie sind richtig begeistert und fragen mich schon am Anfang der Stunde, ob ich das Tablet wieder dabei habe. Bei MENTOR geht es uns ja darum, Lesefreude zu wecken und die Kinder für das Lesen zu interessieren, um dann gemeinsam ihre Lesekompetenz aufzubauen. Ihre Begeisterung für die digitalen Medien tragen enorm dazu bei, diese Lesefreude zu gewinnen.“  
Auch die Mentor*innen bauten durch das Projekt ihre digitalen Kenntnisse aus und profitierten so auch persönlich. Der Verband stellt speziell eingerichtete Tablets sowie eine Datenbank mit geprüften und bewerteten Apps zur Verfügung. Sie ist für alle Interessierten frei zugänglich und wurde beim Fachtag in gemeinsamen Workshops vorgestellt. Dabei informierte der Verband über ein umfangreiches Handbuch zum Gestalten von motivierenden Lesestunden mit vielen Praxistipps. Das Handbuch sowie 15 Videotutorials, die einzelne Apps und Technik besprechen, sind frei über die Webseite von MENTOR zugänglich.

Digitale Zukunfstpläne bei MENTOR
Grundsätzlich legt der MENTOR-Bundesverband großen Wert darauf, für seine 113 Mitgliedsvereine und deren 13.000 Lesementor:innen beständig neue Strategien für die Leseförderung zu entwickeln. Das erläuterte Andrea Pohlmann-Jochheim, 2. Vorsitzende, MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverband e. V.:
„Es ist alarmierend, wie viele Kinder und Jugendliche nicht ausreichend lesen können. Sie haben dadurch oft keine Chance im Leben, machen keinen Schulabschluss und erlernen keinen Beruf. Davor wollen wir möglichst viele junge Menschen bewahren. Es gilt so auch weiterem Analphabetismus entgegenzuwirken. Daher machen wir unseren Lesementorinnen und -mentoren regelmäßig aktuelle, wissenschaftlich fundierte Methoden der Leseförderung zugänglich. Je vielfältigere Materialien sie haben und kennen, desto mehr Kinder können sie erreichen und für das Lesen begeistern.“ Sie kündigte an, dass der Verband im nächsten Schritt eine Strategie für die Online-Leseförderung entwickeln wird, ebenfalls in Kooperation mit dem BMBF.

Autorin: Agnes Gorny

Über den Verein
Oberstes Prinzip ist die 1:1-Betreuung: Ein*e Mentor*in fördert ein Kind einmal in der Woche, für mindestens ein Jahr lang. Die Förderung erfolgt ausschließlich in Kooperation mit den Schulen. Unter dem Dach des Bundesverbandes engagieren sich 13.000 ehrenamtliche Lesementor*innen für 16.600 Kinder und Jugendliche. Im Jahr 2023 feiert MENTOR – Die Leselernhelfer sein 20-jähriges Bestehen: Der erste MENTOR-Verein wurde 2003 in Hannover gegründet. Der Bundesverband mit Sitz in Köln gründete sich im Jahr 2008. Er sorgt vor allem für die Qualifizierung der Lesementor*innen, damit sie ihr Ehrenamt gut vorbereitet aufnehmen und bei ihrer verantwortungsvollen Aufgabe begleitet werden. Die Schirmherrschaft tragen Richard David Precht, Sandra Maischberger, Armin Maiwald, Simone Standl und Markus Wasmeier. Wer sich bei MENTOR – Die Leselernhelfer e.V. engagieren möchte, findet Informationen auf www.mentor-bundesverband.de.

Kontakt:
MENTOR - Die Leselernhelfer Bundesverband e.V.
Geschäftsstelle
Grafenwerthstr. 92
50937 Köln
Tel. 0221/16844744
info@mentor-bundesverband.de

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