Bericht

Das Europäische Netzwerk zur Lese- und Schreibförderung sucht Beispiele guter Praxis

16.11.2020

Verbesserung digitaler Kompetenzen von Kindern im Vor- und Grundschulalter




© ELINET Association e.V.
© ELINET Association e.V.
Die European Literacy Policy Network Association e.V., kurz ELINET Association, ist ein Netzwerk von derzeit mehr als 50 europäischen und internationalen Expertinnen und Experten der Lese- und Schreibforschung und -förderung aus 20 Ländern. Nach Ablauf der Förderperiode des ELINET-Projekts, das von der Europäischen Kommission von 2014 bis 2016 finanziert wurde, beschlossen einige Projektbeteiligte, die ELINET-Arbeit im Rahmen eines Vereins fortzuführen. Ziele der 2018 in Köln gegründeten ELINET Association e.V. sind die Verbesserung der Literalitätspolitik und -praxis in ganz Europa, der Aufbau und die Pflege eines Netzwerks von Literacy-Expertinnen und -Experten und die Bereitstellung einer Kommunikationsplattform zur Stärkung und Förderung der Kooperation zwischen verschiedenen Interessengruppen im Bereich der Lese- und Schreibförderung.
Der im Rahmen des ELINET-Projekts erarbeitete Europäische Referenzrahmen für gute Praxis in Bezug auf die Förderung schriftsprachlicher Fähigkeiten von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen - EUROPEAN FRAMEWORK OF GOOD PRACTICE in Raising Literacy Levels of Children, Adolescents and Adults - soll nun um digitale Kompetenzen erweitert werden. Der folgende Aufruf richtet sich an alle pädagogischen Fachkräfte, die dieses Vorhaben mit Beispielen guter Praxis unterstützen wollen.

Digitale Kompetenzen fördern: Gute Praxisprojekte für Kinder im Vor- und Grundschulalter

Zum ELINET-Jahresthema 2020-2021 „Verbesserung digitaler Kompetenzen von Kindern im Vor- und Grundschulalter“ werden Beispiele guter Praxis aus drei Bereichen gesucht:
  1. in Bezug auf die Wirksamkeit von digitalen Medien zur Förderung der Sprach- und Lesefähigkeiten von Kindern. In der Kindheit können digitale Medien bei der Förderung grundlegender Sprachkenntnisse, Lesefähigkeiten (lesen lernen) und des verstehenden Lesens (lesen um zu lernen) hilfreich sein. Darüber hinaus suchen wir Beispiele guter Praxis in Bezug auf das Schreiben und die Nutzung digitaler Geräte für den Informationsaustausch.
  2. in Bezug auf spezifische Kompetenzen im Bereich der digitalen Medien (Erstellung und Nutzung der Hard- und Software), z.B. die Nutzung digitaler Geräte als Medien zum Kodieren und Programmieren oder als „Spielwiese“ für das Erlernen einer Vielzahl kreativer digitaler Fertigkeiten.
  3. in Bezug auf zusätzliche Fähigkeiten wie das Auffinden, Verstehen und Integrieren von Informationen, die über verschiedene Quellen und Formate verteilt sind, die kritische Bewertung der Zuverlässigkeit und Gültigkeit von Informationen und die angemessene situative Auswahl von Kommunikationsstrategien für unterschiedliche Zwecke (z.B. Social-Media-Posts im Unterschied zu tiefergehenden akademischen Inhalten).
Die eingereichten Beispiele werden nach gemeinsam vereinbarten Kriterien evaluiert und im Falle einer positiven Bewertung auf der ELINET-Website veröffentlicht. Die wichtigsten Merkmale dieser Beispiele werden in den in Arbeit befindlichen Europäischen Referenzrahmen für gute Praxis in der Förderung digitaler Kompetenzen integriert. Geplant ist auch ein Grundsatzpapier („policy paper“), das die zentralen Merkmale guter Praxis enthalten wird.

Hintergrund:
Das Entstehen und die Verbreitung digitaler Technologien haben die Bedeutung von Lesen und Schreiben im 21. Jahrhundert tiefgreifend verändert und erhebliche Auswirkungen auf die zwischenmenschliche und soziale Kommunikation hervorgebracht. Die kompetente Nutzung digitaler Technologien ist heutzutage unabdingbar für das Lernen und für die Teilhabe von Kindern an einer sich ständig verändernden digitalen Welt. Dennoch fehlt uns bis heute ein verbindliches Konzept davon, was digitale Kompetenzen in der Kindheit bedeuten und wie sich digitale Kompetenzen und das digitale Lesen und Schreiben, auch im Verhältnis zu deren traditionellen (printgestützten) Formen, fördern lassen. Um diese Lücken zu schließen, beschloss die ELINET Association, dieses Thema in einem gemeinsamen Jahresprojekt 2020-2021 zu bearbeiten. In einem weiteren Schritt wird dieses Projekt fortgesetzt für die Altersgruppe der Jugendlichen.

Da es keinen allgemein verbindlichen Referenzrahmen für die digitalen Kompetenzen von Kindern gibt, startet die ELINET Association mit einer „Arbeitsdefinition“, die später ausdifferenziert werden soll: Das Ziel von digitalen Kompetenzen besteht darin, dass Kinder Informationen aus verschiedenen Quellen (Online-Texten, Videos, Audio, Bildern, interaktiven Grafiken, ...) finden, verstehen, integrieren und nutzen sowie aktiv selbst erstellen können. Ferner können sie in verschiedenen Modalitäten (mündlich, auf Papier, visuell, digital) effektiv kommunizieren und sich zielgerichtet ausdrücken.

Gute Praxisbeispiele können für drei verschiedene Altersgruppen eingereicht werden:

Altersgruppe 0 bis 3 Jahre (Kleinkinder)
  • Förderung sprachlicher und kommunikativer Fähigkeiten
  • Anbahnung der Freude an und Motivation zum Lesen.
Altersgruppe 3 bis 6 Jahre (Vorschulalter / Kindergarten)
  • Digitale Medien zur Förderung des Schriftspracherwerbs (emergent literacy) allgemein oder zur Förderung wichtiger Komponenten wie z.B. mündliche Sprachfähigkeiten, Zuhören und Erzählen, metalinguistischen Fähigkeiten sowie zur Anbahnung von Lesefreude und zur Motivation, lesen und schreiben zu lernen.
  • Einsatz digitaler Werkzeuge (Geräte/Apps) als „Spielwiese“ für das Erlernen einer Vielzahl kreativer digitaler Fertigkeiten: z.B. Herstellung von grafischen Geschichtenbüchern und digitalen Geschichten, Animation, Einführung in die Codierung, Programmierung von Lego-Robotern oder Komponieren von Musikstücken.
Altersgruppe 6 bis 10 Jahre (Grundschule, Klassenstufe 1 bis 4)
  • Förderung grundlegender Lesefähigkeiten: Graphem-Phonem-Beziehungen, Morpheme, Dekodieren, Leseflüssigkeit, Leseverständnis („Lesen lernen“)
  • Förderung hierarchiehöherer Lesefähigkeiten: Erlernen und Anwenden diverser metakognitiver Strategien zum vertieften Verständnis von Texten und zum kritischen und kreativen Umgang mit Online- und Print-Inhalten („Lesen, um zu lernen“)
  • Förderung des effektiven Online-Lesens: optimale Nutzung von Suchmaschinen, Auswahl der richtigen Suchbegriffe, um Informationen zu finden, um die Hauptidee zu erkennen, um Texte zu überfliegen oder selektiv zu lesen.
  • Lernen, wie man Informationen bei Suchvorgängen bewertet (Erkennen von Vorurteilen und Versuchen, Meinungen oder Konsum zu beeinflussen, Erkennen von gefälschten Nachrichten)
  • Förderung von Schreib- und Kommunikationsfähigkeiten
  • Einsatz digitaler Geräte zur Förderung der Lesefreude
  • Einsatz digitaler Geräte als Medium für die Codierung und Programmierung, eine „Spielwiese“ für das Lernen und die Entwicklung einer Vielzahl kreativer digitaler Fertigkeiten.
Einsendeschluss: 1. Dezember 2020
Beispiele guter Praxis können bis zum 1. Dezember 2020 per Online-Formular auf der ELINET-Website eingereicht werden: https://elinet.pro/

Kontakt:
Prof. Dr. Christine Garbe
Chair of the ELINET Association
Wolframstr. 3
12105 Berlin
E-Mail: christine.garbe@uni-koeln.de
https://elinet.pro/
Redaktionskontakt: schuster@dipf.de