Bericht

KIM-Studie 2018: Bücher und Lesen

03.07.2019

Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger in Deutschland




Titelseite der KIM-Studie 2018
Titelseite der KIM-Studie 2018
© mpfs
Seit 20 Jahren dokumentiert der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs) mit der Studienreihe KIM (Kindheit, Internet, Medien) den Medienumgang von Kindern zwischen sechs und 13 Jahren. Für die KIM-Studie 2018 wurden 1.231 Kinder sowie deren Haupterzieher im Zeitraum vom 24. Mai bis 30. Juni 2018 computergestützt persönlich-mündlich (CAPI) zuhause befragt. Parallel zur Befragung der Kinder wurden die Haupterzieherinnen und -erzieher der Kinder zur Mediennutzung des befragten Kindes, zum eigenen Medienverhalten und zu Einstellungen bezüglich Medienthemen interviewt. Neben der Erfassung der Basisdaten, wie Dauer und Häufigkeit der Mediennutzung, der Haushaltsausstattung und dem Freizeitverhalten, wurden die Nutzung von Smartphone und Internet ausführlich analysiert. Fast alle Kinder (98 %) haben potenziell die Möglichkeit, zuhause das Internet zu nutzen. Gut zwei Drittel aller Sechs- bis 13-Jährigen zählen nach eigenen Angaben zu den Internetnutzern. Bei den Sechs- bis Siebenjährigen nutzt gut ein Drittel zumindest selten das Internet, im Alter von acht bis neun Jahren sind knapp drei von fünf Kindern online. Mit zehn bis elf Jahren zählen vier von fünf Kindern zu den Internetnutzern und bei den Zwölf- bis 13-Jährigen nehmen mit 94 Prozent fast alle Kinder Online-Dienste in Anspruch.
Nachfolgend werden die Ergebnisse der KIM-Studie 2018 zu den Themen Bücher und Lesen vorgestellt. Die gesamte Studie steht zum Download zur Verfügung unter www.mpfs.de.

Die Hälfte der Kinder findet das Lesen interessant
Ein fester Bestandteil der KIM-Studie ist die Abfrage der Themeninteressen der Kinder. Die höchste Zustimmung bekam, wie in den Vorjahren, das Thema „Freunde/Freundschaft“, das fast alle Kinder (93 %) „sehr interessant“ bzw. „interessant“ finden. „Bücher/Lesen“ finden 15 % der befragten Sechs- bis 13-Jährigen „sehr interessant“ und 35 % „interessant“. Unter den befragten Kindern, die „Bücher/Lesen“ „sehr interessant“ finden, sind mehr Mädchen (19 %) als Jungen (11 %).

Grafik: Themeninteressen

51 % der Kinder lesen regelmäßig in ihrer Freizeit
Die Frage nach der Häufigkeit ausgewählter Freizeitaktivitäten ergab, dass Fernsehen, Freunde treffen, Hausaufgaben und Spielen die häufigsten Aktivitäten im Alltag der Kinder sind. 51 % der Kinder lesen regelmäßig (jeden oder fast jeden Tag bzw. ein- bis mehrmals pro Woche) in ihrer Freizeit, 38 % lesen regelmäßig Comics, 26 % hören regelmäßig Hörspiele, 22 % lesen oder schauen sich regelmäßig Zeitschriften an, in die Bibliothek/Bücherei gehen 11 % der Befragten regelmäßig und 7 % gaben an, jeden oder fast jeden Tag bzw. ein- bis mehrmals pro Woche eine Zeitung zu lesen oder anzuschauen.

Grafik: Freizeitaktivitäten 2018

Für 5 % der Kinder ist Bücher lesen die liebste Freizeitaktivität
Aus einer Liste mit verschiedenen Tätigkeiten konnten die Kinder bis zu drei Freizeitaktivitäten auswählen, die sie am liebsten ausüben. Freunde treffen (56 %), draußen spielen (44 %), Fernsehen (27 %) und Sport treiben (27 %) wurden als beliebteste Freizeitaktivitäten ausgewählt. 5 % der Kinder nannten Bücher lesen als liebste Aktivität.

Grafik: Liebste Freizeitaktivitäten 2018

Bücher lesen wird erst beim Schlafengehen wichtig
Auf die Frage, welches Medium für sie in bestimmten Tagesphasen am wichtigsten ist, antworteten knapp ein Drittel der Kinder, dass für den Start in den Tag Musik/Radio hören das wichtigste Medium ist. Das Lesen von Büchern wird erst beim Schlafengehen für 16 % der Befragten wichtig.

Grafik: Medien im Tagesverlauf

Idole aus Büchern oder Comics nannten 4 % der Kinder
Auf die Frage „Gibt es eine Person/Gruppe, für die du besonders schwärmst?“ antworteten 59 % der Kinder mit „Ja“. Als Vorbilder und Idole wurden besonders häufig Personen aus dem Bereich Film und Fernsehen (33 %) genannt, gefolgt von Sportvorbildern (29 %) und Musikstars (15 %). 4% der Kinder nannten Idole aus Büchern oder Comics.

Grafik: Vorbilder und Idole 2018

Bücher gelten als bedeutsam für Bildung und Schulerfolg
Bücher gelten nach Einschätzung der Haupterzieherinnen und -erzieher nach wie vor als bedeutsam für Bildung und Schulerfolg. Bei der geschätzten durchschnittlichen täglichen Nutzungsdauer nimmt nach Angaben der Haupterzieherinnen und -erzieher das Fernsehen mit 82 Minuten vor der Beschäftigung mit dem Internet mit 45 Minuten den ersten Platz ein. Es folgen digitales Spielen an PC/Konsole oder online (31 Minuten), Radiohören (26 Minuten) und das Lesen von Büchern/Zeitschriften (22 Minuten).

Grafik: Bedeutung der Medien für Kinder 2018 - Angaben der Haupterzieher

Wir veröffentlichen nachfolgend mit freundlicher Genehmigung das Kapitel „Bücher und Lesen“ (S. 22 bis 24).

Bücher und Lesen
Das Lesen von Büchern hat nach wie vor einen großen Stellenwert im Medienalltag der Sechs- bis 13-Jährigen. Die Analyse des Leseverhaltens in der KIM-Studie bezieht sich auf das Lesen zum Vergnügen in der Freizeit, Lektüre, die für die Schule durchgearbeitet werden muss, wird hier nicht abgefragt. 16 Prozent der Kinder lesen jeden oder fast jeden Tag zum Spaß in ihrer Freizeit, ein gutes Drittel mindestens mehrmals pro Woche. Ein weiteres Drittel greift seltener als wöchentlich zum Buch. 17 Prozent der Kinder sind nach eigenen Angaben Nicht-Leser. Mädchen zählen mit 58 Prozent deutlich häufiger als Jungen (43 %) zu den regelmäßigen Lesern. Der größte Anteil regelmäßiger Leser ist unter den Acht- bis Neunjährigen zu finden, bei den Zwölf- bis 13-Jährigen ist dieser Anteil quasi identisch wie bei den Jüngsten.

Grafik: Bücher lesen: Nutzungsfrequenz 2018

Das Leseverhalten der Kinder ist über die Jahre sehr stabil, es zeigen sich keine nennenswerten Veränderungen zur KIM-Studie 2016. Kinder, die zumindest selten in der Freizeit lesen (n=1.020), tun dies zu 20 Prozent sehr gerne (Mädchen: 27 %, Jungen: 13 %). Weitere 44 Prozent lesen nach eigener Aussage gerne. Ein Drittel (31 %) gibt an, nicht so gerne zu lesen, und fünf Prozent lesen gar nicht gerne. Zum Zeitpunkt der Befragung geben 46 Prozent der Leser an, gerade ein Buch zu lesen. Die Bandbreite der gelesenen Titel ist hierbei groß, verändert sich bei den am häufigsten genannten Büchern über die Jahre aber nur unwesentlich. Seit Jahren steht hier „Harry Potter“ an der Spitze der gelesenen Titel. Unter den weiteren Nennungen finden sich die Buchreihen „Gregs Tagebuch“, „Die drei Fragezeichen“, „Die Schule der magischen Tiere“, „Lotta Leben“ sowie „Bibi und Tina“.

Grafik: Bücher lesen 2018 „Liest du zur Zeit ein Buch?“

Was die Nutzung von Hörspielen oder Hörbüchern als weitere Option Geschichten zu erleben betrifft, so hören 52 Prozent aller Sechs- bis 13-Jährigen zumindest selten Hörspiele oder Hörbücher, jeder Vierte regelmäßig (26 %). Mädchen (29 %) zeigen auch hier eine etwas stärkere Affinität als Jungen (24 %). Im Altersverlauf nimmt der Anteil der regelmäßigen Nutzer deutlich ab (6-7 Jahre: 44 %, 8-9 Jahre: 35 %, 10-11 Jahre: 19 %, 12-13 Jahre: 8 %). Knapp jedes dritte Kind hat ein Lieblingshörbuch oder -hörspiel. Die Titel richten sich entsprechend der höheren Nutzung bei der jüngeren Zielgruppe eher an jüngere Kinder - eine Ausnahme bildet die Reihe „TKKG“.

Grafik: Lieblingshörbücher/-hörspiele 2018

Publikation:
KIM-Studie 2018
Kindheit, Internet, Medien
Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger
Autoren: Sabine Feierabend (SWR Medienforschung), Thomas Rathgeb (LFK), Theresa Reutter (LFK)
Herausgeber: Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, Stuttgart, Mai 2019
Download: www.mpfs.de

Der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest ist eine Kooperation der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) und der Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz (LMK). Die Durchführung der Studie erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR).

Kontakt:
Thomas Rathgeb
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs)
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