Leseempfehlung

JuLit 3/2017: Sick Lit

20.09.2017

Warum es in der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur so häufig kränkelt




Cover JuLit 3/2017
Cover JuLit 3/2017
© Arbeitskreis für Jugendliteratur
Die Artikel im Fokus-Teil der Ausgabe 3/2017 der Zeitschrift JuLit beschäftigen sich diesmal mit der Darstellung von Krankheiten und Erkrankten in der Kinder- und Jugendliteratur. Spätestens nach dem Erfolg von John Greens „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ hat eine regelrechte Epidemie die Verlagsprogramme erfasst. Es häuften sich Titel mit (tod-)kranken Protagonisten. Nun kann man einen neuen Trend ausmachen: die Darstellungen von psychischen Krankheiten ohne erzählerische Tabus. Die Autorinnen der Fokus-Beiträge zeigen, was das Besondere an der so genannten Sick Lit ist und wie sich die Darstellung von Krankheit in der Kinder- und Jugendliteratur verändert hat. In ihrem Eröffnungsbeitrag schreibt Iris Schäfer, dass sich zwischen den frühen Darstellungen körperlich kranker bzw. behinderter kindlicher Figuren und der aktuellen Ausprägung chronisch kranker Jugendlicher in der Sick Lit eine Entwicklung abzeichnet, die durch dynamische gesellschaftliche Vorstellungen von Krankheit und Erkrankten geprägt ist. Simone Weiss hebt die medizinisch möglichst korrekte Darstellung des Leidenswegs der Protagonisten als ein wichtiges Merkmal der so genannten Sick Lit hervor. Wie in Kinderbüchern vom Abschiednehmen berichtet wird und wie diese Geschichten Kindern helfen können, Verlusterfahrungen zu bewältigen, beschreibt Nicole Filbrandt anhand ausgewählter Titel. Im Interview mit Kristina Bernd und Doris Breitmoser erzählt die Autorin Lena Hach, worauf es ihr beim Schreiben ankommt, wenn sie so sensible Themen wie Krankheit verarbeitet. Eine Diversifizierung möglicher Krankheitsbilder beobachtet Anna Stemmann im aktuellen jugendliterarischen Angebot. Von Essstörungen über Depressionen bis hin zu ADHS unterliegen die Diagnosen keinem erzählerischen Tabu, so die Autorin.

Außerdem enthält das Heft u.a. ein Porträt der Autorin Andrea Karimé. Susan Kreller konstatiert in ihrem Artikel, dass die Lyrik für Kinder und Jugendliche in der jüngsten Vergangenheit eine merkliche Wertschätzung erfahren hat, was hervorragende Kinderlyrik-Anthologien, Veranstaltungen, die der Kinderlyrik gewidmet sind, Nominierungen für den Deutschen Jugendliteraturpreis und die Initiierung eines Kinderlyrikpreises belegen. Wie Jugendliche voller Begeisterung die Möglichkeiten der Literaturvermittlung ausloteten, um Gleichaltrige für die Welt der Bücher zu begeistern, darüber berichtet Bettina Neu zum Abschluss des Projektes „Literanauten überall“.


Inhaltsverzeichnis JuLit 3/2017

Sick Lit. Warum es in der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur so häufig kränkelt

FOKUS

Iris Schäfer: Das siechende Kind. Literarische Darstellung mit langer Tradition

Simone Weiss: Deine Tage sind gezählt. Unheilbare Krankheiten im Jugendbuch

Nicole Filbrandt: Trauer zwischen den Seiten. Vom Abschiednehmen im Kinderbuch

Kristina Bernd / Doris Breitmoser: Vom Erbsenzählen und Nicht-auf-Fugen-Treten. Interview mit Lena Hach

Anna Stemmann: Wenn das Ich ein anderer ist. Psychische Dispositionen in aktueller Jugendliteratur


AUS DER WERKSTATT

Stefanie Boor: Die Wortschatzfinderin. Zu Besuch bei der Kölner Autorin Andrea Karimé


FORUM

Susan Kreller: Gedicht am Horizont. Aktuelle Lyrik für Kinder und Jugendliche


FUNDSTÜCKE

Rezensionen zu: „Papperlapapp“, „Unter der Erde - Tief im Wasser“, „Wolfsbrot“, „Esthers Tagebücher“, „Tanz der Tiefseequalle“, „Winger“, „Wieso sind die alle nackt?“, „Nora und das kleine blaue Kaninchen“


FACHLITERATUR

Werner Bies: Rezension zu „Das Böse. Gedeutet von Märchen, Philosophie und Religion“ von Harlinda Lox und Angelika B. Hirsch

Sylvia Näger: Rezension zu „Kinder brauchen Bilderbücher“ von Jochen Hering


BUCH AUF - FILM AB


Tanja Lindauer: Krieg - mit Kinderaugen betrachtet. „Maikäfer, flieg!“ als Film


ARBEITSKREIS AKTUELL


Bettina Neu: Raumfahrer im Bücherkosmos. Zum Abschluss des „Literanauten überall“-Projektes


INTERNATIONALES

Anne-Sophie Guirlet-Klotz: Frankfurt auf Französisch. Kinder- und Jugendliteratur aus dem Gastland der Frankfurter Buchmesse

Walter Mirbeth: Wie das Lesen an zwei Tagen gefeiert wurde. 70 Jahre STUBE


BERICHTE & NACHRICHTEN

Hans-Joachim Gelberg: Mein Peter Härtling ist tot. Ein Nachruf

Monika Born: Durch Wörter und Bilder zum Licht. Ein Nachruf auf Willi Fährmann

Martina Ruggeri-Neuscheler: Bühne für das Bilderbuch. Das Kamishibai in der pädagogischen Arbeit mit Kindern


JuLit - die Zeitschrift des Arbeitskreises für Jugendliteratur
Viermal im Jahr wendet sich JuLit an alle, denen die Förderung und Vermittlung der Kinder- und Jugendliteratur ein besonderes Anliegen ist: an Einzelpersonen ebenso wie an Institutionen und Fachverbände. Jedes Heft widmet sich mit Artikeln, Interviews, Autorenporträts und Bibliografien einem Themenschwerpunkt. Im letzten Heft des Jahres steht der Deutsche Jugendliteraturpreis mit seinen Preisträgern und der Preisverleihung im Mittelpunkt.
In Werkstattberichten werden Nachwuchstalente aus dem Kinderbuchbereich vorgestellt; relevante Fachliteratur wird in ausführlichen Rezensionen erschlossen. Weitere Schwerpunkte liegen bei internationalen Entwicklungen und Ereignissen, bei den Aktivitäten des Arbeitskreises für Jugendliteratur und seiner Mitgliedsverbände. Berichte aus der praktischen Arbeit der Literaturvermittlung sowie aktuelle Meldungen und Nachrichten runden das Spektrum der Zeitschrift ab. Meinungsvielfalt ist für den Arbeitskreis für Jugendliteratur seit seiner Gründung 1955 prägend. Das Gleiche gilt auch für seine Zeitschrift: JuLit bietet Raum für unterschiedliche Positionen und Forschungsrichtungen, für eine kontroverse und konstruktive Debatte zur Kinder- und Jugendliteratur.
JuLit erscheint vierteljährlich und ist für 9,50 Euro zzgl. Versand erhältlich.

JuLit-Archivrecherche
Auf der Homepage des Arbeitskreises für Jugendliteratur kann anhand von Personennamen, Titeln, Schlagworten, Ausgaben oder Jahrgängen nach Artikeln in allen JuLit-Ausgaben seit 1991 gesucht werden:
www.jugendliteratur.org/julit___archivrecherche-23.html

Gefördert vom:
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend www.bmfsfj.de

Kontakt:
Kristina Bernd
Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V.
Steinerstr. 15, Haus B
81369 München
Tel.: (089) 4580806
E-Mail: info@jugendliteratur.org
Internet: www.jugendliteratur.org

Redaktionskontakt: schuster@dipf.de