Leseempfehlung

JuLit 1/2016: Grenzüberschreitungen?!

29.03.2016

Analoge, digitale und mediale Grenzen der Kinder- und Jugendliteratur




JuLit 1/2016
JuLit 1/2016
© Arbeitskreis für Jugendliteratur
Am 26. April 1956 wurde der Deutsche Jugendliteraturpreis zum ersten Mal verliehen. Seitdem hat der Preis so manche Grenze ausgelotet, in Frage gestellt und überwunden. Denn Grenzziehungen sind für die Kinder- und Jugendliteratur ein Dauerthema. Immer wieder geht es um Fragen der Zumutbarkeit, um vorherrschende Normen und Kindheitsbilder, um Sprach-, Gattungs- und mediale Grenzen. Dazu veranstaltete der Arbeitskreis für Jugendliteratur e. V. (AKJ) im Herbst 2015 eine Tagung unter der Leitung von Prof. Dr. Gabriele von Glasenapp und Dr. Felix Giesa. Die Tagungsergebnisse zu vergangenen, aktuellen und künftigen Grenzfällen sind in der Zeitschrift des AKJ, JuLit 1/2016, nachzulesen.
Prof. Dr. Gabriele von Glasenapp schreibt in ihrem Beitrag, dass Grenzüberschreitungen nicht zwangsläufig als Risikofaktor für Kinder- und Jugendmedien betrachtet werden müssen, sondern vielmehr als Chance angesehen werden sollten, als ein großes ästhetisches Potenzial, das Kinder- und Jugendmedien immer ausgezeichnet und entscheidend dazu beigetragen hat, ihre Aktualität und ihre Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Tendenzen sehr nachhaltig unter Beweis zu stellen. Dr. Susanne Helene Becker geht in ihrem Aufsatz der Frage nach, ob es eine Ethik des Erzählens für Kinder und Jugendliche überhaupt geben kann und ob eine solche Ethik fassbar und beschreibbar ist, wenn ihr Ziel lautet, bestimmen zu können, was diesseits und was jenseits des „Zumutbaren“ für die Leserinnen und Leser angesiedelt ist. Wie sich die Kinderliteratur in den vergangenen 60 Jahren hinsichtlich einer zunehmenden Grenzüberschreitung im Bereich der Lesealter entwickelt hat, beschreibt Agnes Blümer in ihrem Beitrag und apl. Prof. Dr. Gina Weinkauff nimmt die unterschiedlichen Funktionen des Übersetzens in der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur und deren Wandel im Verlauf der zurückliegenden 60 Jahre in den Blick. Dr. Felix Giesa beschreibt die Entwicklung medialer Erweiterungen von Büchern und kommt zu dem Schluss, dass die Frage, was in Zeiten einer immer stärkeren Durchdringung des Kinderbuchmarktes durch digitale Publikationsformate noch als Buch verstanden wird, auch für die Zukunft des Deutschen Jugendliteraturpreises nicht unwichtig ist. Mit dem erzählerischen Potenzial digitaler Medien setzt sich Dr. Andreas Seidler auseinander. „Interaktivität und erzählerische Dramaturgie sind widerstreitende Prinzipien“, so Dr. Seidler. „Die Spannung zwischen der Entscheidungsfreiheit der Spielenden und dem Weitererzählen einer Geschichte ist kaum auflösbar.“ Sein Fazit: „Es wird daher zu keiner vollkommenen Verschmelzung dieser beiden Prinzipien in den digitalen Medien kommen, was gleichzeitig bedeutet, dass ein klassisch linear erzählendes Medium wie das gedruckte Buch nicht obsolet werden wird.“

Des Weiteren bietet JuLit 1/2016 einen Bericht von Dr. Beate Laudenberg über einen Werkstattbesuch bei der Autorin Katrin Zipse sowie Besprechungen von empfehlenswerten Kinder- und Jugendbüchern in der Rubrik „Fundstücke“. Im „Forum“ befasst sich Dr. Maria Linsmann mit dem Retro-Trend im Bilderbuch und Tina Kemnitz beschreibt die besondere Rolle, die Kuchen und andere gebackene Leckerbissen immer häufiger in Kinder- und Jugendbüchern spielen.


Inhaltsverzeichnis JuLit 1/2016

Grenzüberschreitungen?! Analoge, digitale und mediale Grenzen der Kinder- und Jugendliteratur

FOKUS

Gabriele von Glasenapp: „Grenzwertig?!“ Chancen und Risiken literarisch-medialer Grenzziehungen

Susanne Helene Becker: Diesseits und jenseits des „Zumutbaren“? Versuch einer Ethik des Erzählens

Agnes Blümer: Von 0 bis 99. Altersgrenzen und All Age-Literatur von 1950 bis heute

Gina Weinkauff: Brückenbau und Global Play. Funktionen des Übersetzens

Felix Giesa: Bücher, die die Seiten sprengen. Was wollen wir in Zeiten transmedialen Erzählens als Buch verstehen?

Andreas Seidler: Zwischen Spiel und Erzählung. Digitale Unterhaltungsformen


AUS DER WERKSTATT

Beate Laudenberg: Kindheitserinnerungen. Zu Besuch bei Katrin Zipse


FORUM

Maria Linsmann: Alles Retro? Bilderbücher greifen zurückliegende Stile und Moden auf


FUNDSTÜCKE

Rezensionen zu: „Das hier ist kein Tagebuch“, „Calpurnias faszinierende Forschungen“, „Kaspar, Opa und der Monsterhecht“, „Hanna mit nur einem H“, „Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her“, „Der Tod auf dem Apfelbaum“, „Das funktioniert? Verblüffende Erfindungen“, „Von Martin Luthers Wittenberger Thesen“


FACHLITERATUR

Svenja Blume: Rezension zu:„Astrid Lindgren. Ihr Leben“

Reinbert Tabbert: Rezension zu: „Children´s Literature and the Avant-Garde“


BUCH AUF - FILM AB

Johnanna Tydecks: Allegra, Heidi! Neuverfilmung im Kino


BERICHTE & NACHRICHTEN

Tina Kemnitz: Kuchen im Kinder- und Jugendbuch


JuLit - die Zeitschrift des Arbeitskreises für Jugendliteratur
Viermal im Jahr wendet sich JuLit an alle, denen die Förderung und Vermittlung der Kinder- und Jugendliteratur ein besonderes Anliegen ist: an Einzelpersonen ebenso wie an Institutionen und Fachverbände. Jedes Heft widmet sich mit Artikeln, Interviews, Autorenporträts und Bibliografien einem Themenschwerpunkt. Im letzten Heft des Jahres steht der Deutsche Jugendliteraturpreis mit seinen Preisträgern und der Preisverleihung im Mittelpunkt.
In Werkstattberichten werden Nachwuchstalente aus dem Kinderbuchbereich vorgestellt; relevante Fachliteratur wird in ausführlichen Rezensionen erschlossen. Weitere Schwerpunkte liegen bei internationalen Entwicklungen und Ereignissen, bei den Aktivitäten des Arbeitskreises für Jugendliteratur und seiner Mitgliedsverbände. Berichte aus der praktischen Arbeit der Literaturvermittlung sowie aktuelle Meldungen und Nachrichten runden das Spektrum der Zeitschrift ab. Meinungsvielfalt ist für den Arbeitskreis für Jugendliteratur seit seiner Gründung 1955 prägend. Das Gleiche gilt auch für seine Zeitschrift: JuLit bietet Raum für unterschiedliche Positionen und Forschungsrichtungen, für eine kontroverse und konstruktive Debatte zur Kinder- und Jugendliteratur.
JuLit erscheint vierteljährlich und ist für 9,50 Euro zzgl. Versand erhältlich.

JuLit-Archivrecherche
Auf der Homepage des Arbeitskreises für Jugendliteratur kann anhand von Personennamen, Titeln, Schlagworten, Ausgaben oder Jahrgängen nach Artikeln in allen JuLit-Ausgaben seit 1991 gesucht werden:
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