
miniKIM 2014 dokumentiert die Mediennutzung der Jüngsten |
22.07.2015 |
Bücher sind für die Mehrheit der Zwei- bis Dreijährigen unverzichtbar
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Titelseite der miniKIM-Studie 2014 © Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) |
miniKIM 2014 dokumentiert, wie Zwei- bis Fünfjährige Medien nutzen
Medien spielen im Alltag von Kindern eine große Rolle, auch Mädchen und Jungen im Vorschulalter wachsen keineswegs medienfern auf. Bei der Mediennutzung von Zwei- bis Fünfjährigen spielen besonders das Fernsehen und (Bilder-)Bücher eine zentrale Rolle. Fast die Hälfte der Kinder dieser Altersgruppe (44 %) sieht jeden oder fast jeden Tag fern, 43 Prozent beschäftigen sich (fast) täglich mit einem Buch. Im Altersverlauf zeigt sich eine deutliche Verschiebung der Präferenzen: Während für die Mehrheit der Zwei- bis Dreijährigen Bücher unverzichtbar sind, ist für die Vier- und Fünfjährigen das Fernsehen das wichtigste Medium.
Dies macht sich auch in der Nutzungsdauer bemerkbar: Kinder im Alter von zwei bis drei Jahren sehen durchschnittlich 34 Minuten am Tag fern, die Vier- bis Fünfjährigen kommen bereits auf 52 Minuten pro Tag. Unabhängig davon bleibt die Zeit, in der sich die Kinder mit Büchern beschäftigen, aber in beiden Altersgruppen konstant (26 Minuten pro Tag). Außerdem hören die Zwei- bis Fünfjährigen nach Angaben der Haupterzieher im Schnitt 18 Minuten pro Tag Radio, spielen drei Minuten Computer-, Konsolen- oder Onlinespiele und nutzen jeweils zwei Minuten das Internet, Handy- sowie Tabletspiele. Dies sind Ergebnisse der Studie miniKIM 2014 (Kleinkinder und Medien) des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest, bei der die Haupterzieher zum Medienumgang ihrer Kinder befragt wurden.
Der beliebteste Fernsehsender der Kinder zwischen zwei und fünf Jahren ist der „KiKA“ von ARD und ZDF. Die liebste Fernsendung der Jungen und Mädchen ist „Unser Sandmännchen“. Mit Abstand folgen „Die Sendung mit der Maus“, „Wicki und die starken Männer“ und die „Sesamstraße“. Die Lieblingsbücher der Zwei- bis Fünfjährigen kommen hauptsächlich aus dem Genre der Tier- oder Bauernhofgeschichten.
Nach Einschätzung der Eltern ist vor allem das Buch ein wichtiges Medium, das die Fantasie von Kindern fördert. Außerdem denkt der Großteil der Haupterzieher, dass Kinder durch Bücher lernen und diese ein wichtiger Faktor für den späteren Schulerfolg sind. Das Internet wird von vielen Eltern eher kritisch gesehen: So denkt gut die Hälfte der Eltern, dass das Internet einen Einfluss auf die Gewaltbereitschaft habe, dass ihre Kinder mit ungeeigneten Inhalten in Kontakt kommen und außerdem durch das Internet zu „Stubenhockern“ werden. Filmmedien wie Fernsehen, Videos und DVDs bergen nach Ansicht der Eltern ähnliche Gefahren, seien aber dennoch für die Kinder wichtig, um im Freundeskreis mitreden zu können.
Computer und Internet spielen im Alltag der Zwei- bis Fünfjährigen eine sehr untergeordnete Rolle, lediglich 15 Prozent der Kinder haben schon erste Erfahrungen mit dem PC gesammelt. Das Internet nutzen nur sieben Prozent der Jungen und Mädchen, allerdings sind fünf Prozent der Zwei- bis Fünfjährigen schon regelmäßige Nutzer von Online-Diensten. Nur 15 Prozent aller Kinder im Alter von zwei bis fünf Jahren haben schon einmal einen Tablet-PC genutzt, inhaltlich steht hier das Spielen neben dem Anschauen von Fotos oder Videos im Mittelpunkt. Die Hälfte der Haupterzieher ist zudem der Meinung, Tablet-PCs seien nichts für Kinder.
Wir veröffentlichen nachfolgend das Kapitel „Beschäftigung mit Büchern“ (S. 17 bis 18). Die gesamte Studie steht zum Download zur Verfügung unter www.mpfs.de.
Beschäftigung mit Büchern
Bücher sind in der frühkindlichen Mediennutzung ein zentrales Thema und insbesondere auch im familiären Kontext das Medium, das Kleinkinder am ehesten gemeinsam mit ihren Eltern nutzen.1 Die miniKIM 2014 zeigt, dass sich 43 Prozent aller Kinder jeden oder fast jeden Tag mit Büchern beschäftigen – dazu zählt das Anschauen von Büchern genauso wie Vorgelesen bekommen oder erstes eigenständiges Lesen. Weitere 44 Prozent beschäftigen sich ein- oder mehrmals pro Woche mit einem Buch und fünf Prozent nutzen das Medium Buch seltener. Nur bei sieben Prozent der Zwei- bis Fünfjährigen spielt die Beschäftigung mit Büchern überhaupt nie eine Rolle. Im Gegensatz zu den älteren Kindern
lassen sich in dieser Altersgruppe nur minimale geschlechtsspezifische Unterschiede in der Nutzungshäufigkeit feststellen.2 Während sich die Hälfte der Zwei- bis Dreijährigen (fast) jeden Tag mit Büchern beschäftigt, macht dieser Anteil bei den Vier- bis Fünfjährigen nur noch gut ein Drittel aus. Nach Angaben der Haupterzieher beschäftigen sich die Kinder pro Tag durchschnittlich 26 Minuten mit Büchern, diese Nutzungsdauer bleibt über beide Altersgruppen konstant.
Grafik: Beschäftigung mit Büchern 2014
Nach Angaben der Haupterzieher ist die Ausstattung mit Büchern in den Haushalten, in denen die Mädchen und Jungen aufwachsen, gut. Im Durchschnitt sind in den Familien 121 Bücher vorhanden (2012: 128 Bücher). Dabei steigt die Ausstattungsrate mit der formalen Bildung der Haupterzieher (Hauptschule: 88 Bücher, Gymnasium: 218 Bücher). Die Zwei- bis Fünfjährigen selbst besitzen durchschnittlich 21 Bücher, wobei auch hier die Besitzrate mit dem sozioökonomischen Potenzial der Familien sowie dem Alter der Kinder steigt (2-3 Jahre: 17 Bücher, 4-5 Jahre: 24 Bücher).
Wie groß die Begeisterung beim Thema Bücher ist, zeigen auch die Antworten auf die Frage, wie gerne sich die Kinder mit (Bilder-)Büchern beschäftigen. Jedes zweite Kind (49 %) beschäftigt sich nach Aussage der Haupterzieher „sehr gerne“, weitere 41 Prozent „gerne“ mit Büchern. Nur für acht Prozent ist die Beschäftigung mit Büchern eine Tätigkeit, die „nicht so gerne“ ausgeübt wird („gar nicht gerne“: 1 %). Dabei sind die Unterschiede hinsichtlich der Begeisterung („sehr gerne“) für das Medium Buch zwischen Mädchen (50 %) und Jungen (47 %) nicht merklich ausgeprägt. Für die Älteren ist das Anschauen, Lesen oder Vorgelesen bekommen von Büchern schon nicht mehr ganz so faszinierend wie für die Jüngeren („sehr gerne“: 2-3 Jahre: 53 %, 4-5 Jahre: 44 %).
Nach Angaben der Haupterzieher haben 57 Prozent der Kinder, die zumindest selten Bücher nutzen, ein Lieblingsbuch bzw. Buch-Genre, Jungen (60 %) dabei etwas häufiger als Mädchen (54 %) sowie Jüngere (60 %) häufiger als Ältere (54 %). Thematisch sind Tier- und Bauernhofgeschichten, Märchen sowie Wimmelbücher oder Titel der „Prinzessin Lillifee“-Reihe (bei Mädchen) und Autobücher (bei Jungen) sehr beliebt.
Grafik: Lieblingsbuch 2014
Der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest ist eine Kooperation der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) und der Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz (LMK). Die Durchführung der Studien erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR).
Publikation:
miniKIM 2014
Kleinkinder und Medien
Basisuntersuchung zum Medienumgang 2- bis 5-Jähriger in Deutschland
Autoren: Sabine Feierabend (SWR Medienforschung), Theresa Plankenhorn (LFK), Thomas Rathgeb (LFK)
Herausgeber: Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, Stuttgart, Mai 2015
Kontakt:
Thomas Rathgeb
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs)
c/o Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK)
Reinsburgstraße 27
70178 Stuttgart
Tel.: (0711) 6699131
E-Mail: T.Rathgeb@lfk.de
Internet: www.mpfs.de
Anmerkungen:
1 Vgl. Kapitel 3, Seite 10f.
2 Die Unterschiede in der Leseaffinität der Mädchen und Jungen verstärken sich mit dem Alter: 21 Prozent der Mädchen und zwölf Prozent der Jungen zwischen sechs und 13 Jahren lesen täglich Bücher. In der Altersgruppe der Zwölf- bis 19-Jährigen lesen 31 Prozent der Mädchen und 13 Prozent der Jungen täglich. (Vgl. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hrsg.): KIM-Studie 2014/JIM-Studie 2014. Stuttgart. Download unter www.mpfs.de).
Weitere Informationen:
Redaktionskontakt: schuster@dipf.de