
Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendien 2014 |
12.02.2014 |
Auszeichnung für „Tomaten mögen keinen Regen“ und „Tigermilch“
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Cover der Debütromane |
Am Freitag, dem 14. März 2014, um 10.00 Uhr präsentiert Dr. Michael Schmitt die beiden Stipendiatinnen auf der Leipziger Buchmesse am 3sat-Messestand in der Glashalle.
Es folgen Auszüge aus den Begründungen der Jury.
Tomaten mögen keinen Regen
„Mit dem Blick eines 13-jährigen Jungen schildert Sarah Michaela Orlovský in Tomaten mögen keinen Regen das Zusammenleben einer kleinen Gruppe von behinderten Kindern und Jugendlichen, die von zwei Ordensschwestern betreut werden. Doch sie erzählt nicht von Pflegedienst und Krankheit, sondern von einem selbstverständlichen Miteinander im Alltag, von Schwächen und Stärken aller Figuren, von Freundschaften und Animositäten, von Aggressionen und Bedürfnissen, vor allem aber: von ihrer Vitalität. Ihr Erzähler ist ein Junge wie ein Pulverfass, ein unzuverlässiger Zeuge – aber auch einer mit sehr differenzierter Wahrnehmung für alles in seiner Umgebung: für die kleinen Gesten, mit denen Erwachsene hilfsbedürftige Kinder und Jugendliche tief verunsichern können, und für die eigenen Empfindlichkeiten, die seinen Blick auf die Außenwelt prägen.“
Sarah Michaela Orlovský
Tomaten mögen keinen Regen
Wiener Dom-Verlag 2013
176 Seiten, 19,90 €, ab 12 Jahren
ISBN 978-3-85351-248-7
Tigermilch
„‚Wenn man anfängt, über die eigene Kindheit nachzudenken, dann ist sie vorbei‘ – davon erzählt Stefanie de Velasco in ihrem Debütroman Tigermilch. Im Mittelpunkt: zwei 14-jährige Mädchen zwischen kindlicher Regression, pubertären Allmachtsphantasien und Selbstzerstörung. Eine Pikareske, kein sozialrealistischer Problemroman. Der Duktus der Ich-Erzählerin ist nicht bildungsbürgerlich gepflegt. Dafür sind beide Heldinnen mit einem guten Gespür für die sprachlichen Posen der Erwachsenen ausgestattet und gewappnet mit einem ganzen Arsenal sprachlicher Überlebensstrategien zwischen Nonsens und Provokation. Stefanie de Velasco lässt wenig von dem aus, was uns derzeit ständig als Schlagzeilen über schwierige Milieus erreicht, aber sie prangert nichts an, sondern benutzt diese bekannten Versatzstücke als Requisiten für ein gekonntes Spiel mit den Erwartungshaltungen des Lesers.“
Stefanie de Velasco
Tigermilch
Kiepenheuer & Witsch 2013
288 Seiten
ISBN 978-3-462-04573-4
Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendien 2014 - Die Preisträgerinnen
Sarah Michaela Orlovský, Jahrgang 1984, ist in Oberösterreich geboren und gebildet worden. Sie hat ihr Notizbuch an der Universität Wien sowie in Zambia, Armenien, Äthiopien, der Slowakei und Ruanda gefüllt. Seit Neuestem erprobt sie die Eigenheiten des sesshaften Lebens in Vöcklabruck/Österreich. Dort geht sie zum Arbeiten ins Jugendzentrum und zum Nachdenken in den Wald.
Stefanie de Velasco, geboren 1978 in Oberhausen, studierte Europäische Ethnologie und Politikwissenschaft in Bonn, Berlin und Warschau. 2011 erhielt sie für den Anfang ihres Debütromans den Literaturpreis Prenzlauer Berg. 2012/13 erhielt sie verschiedene Stipendien, darunter das Stipendium der Drehbuchwerkstatt München und das TranslationLab-Stipendium des Ledig House New York. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Die beiden Autorinnen erhalten jeweils ein sechsmonatiges Stipendium in Höhe von 12.000 Euro. Eine unabhängige Jury wählte die beiden Stipendiatinnen anhand der Einreichungen zum Deutschen Jugendliteraturpreis 2014 aus.
Jury für die Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendien 2014
Dr. Stephanie Jentgens (Vorsitzende des Arbeitskreises für Jugendliteratur)
PD Dr. Gina Weinkauff (Vorsitzende der Kritikerjury zum Deutschen Jugendliteraturpreis 2014)
Dr. Michael Schmitt (3sat Kulturzeit)
Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendien
Seit seiner Gründung 1980 engagiert sich der Deutsche Literaturfonds mit Sitz in Darmstadt für die deutschsprachige Gegenwartsliteratur. Dazu steht ihm pro Jahr ein Betrag in Höhe von einer Million Euro zur Verfügung, die er für Autoren- und Übersetzerförderung, für bundesweit wirksame literarische Initiativen und Modellvorhaben sowie zur Sicherung wichtiger literarischer Traditionen einsetzt.
Neben seinen regulären Förderschwerpunkten engagiert sich der Deutsche Literaturfonds für die Jugendliteratur. Denn „Kinder und Jugendliche sind die Leser von morgen und brauchen neben all den Einflüssen, denen sie ausgesetzt sind, sprachlich und inhaltlich anspruchsvolle Literatur, vom Bilderbuch bis zum Jugendroman“, so Traudel Ridder vom Deutschen Literaturfonds.
Mit seinem Expertenwissen in Sachen Jugendbuch und mit seiner Erfahrung rund um den Deutschen Jugendliteraturpreis ist der Arbeitskreis für Jugendliteratur (AKJ) der ideale Partner in dieser Sache.
Stipendien – für wen und warum?
Die Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendien werden seit 2010 jährlich vergeben. Sie sind gedacht für Autoren von Jugendbüchern, die bereits erste überzeugende Titel veröffentlicht haben und eine positive literarische Entwicklung erkennen lassen, sich aber bisher keine starke Marktposition erarbeiten konnten. Ihnen soll die Möglichkeit gegeben werden, ein nächstes Buchprojekt unabhängig von den Anforderungen des Marktes und unter finanziell gesicherten Lebensumständen verwirklichen zu können.
Sowohl der Deutsche Literaturfonds als auch der AKJ möchten damit die aktuelle deutschsprachige Jugendliteratur fördern und unterstützen. Dies ist umso dringlicher, als der Buchmarkt ein immer rasanteres Tempo diktiert. „Autoren bleibt bei der kontinuierlich steigenden Titelflut und einem enormen Produktionsdruck zunehmend weniger Spielraum, um sich literarisch entfalten zu können. Hier gilt es, vielversprechenden Talenten einen materiellen Freiraum zu verschaffen“, so die AKJ-Vorsitzende Dr. Stephanie Jentgens.
Auswahlverfahren
Das Auswahlverfahren ist an den Deutschen Jugendliteraturpreis angebunden. Eine Bewerbung um ein Stipendium erfolgt automatisch durch die Einreichung eines deutschsprachigen Jugendbuchs für den Deutschen Jugendliteraturpreis. Die Einreichfrist endet jährlich Ende Oktober.
Alle deutschsprachigen Originalausgaben der Sparte Jugendbuch werden von einer unabhängigen Jury geprüft. Übersetzungen sowie Einreichungen in anderen Sparten finden keine Berücksichtigung. Ausschlaggebend für die Vergabe der Stipendien-Preise ist allein die literarische Qualität der zu prüfenden Jugendbücher. Die Entscheidung für die Stipendiaten fällt unabhängig davon, ob die Autoren für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert sind.
Kontakt:
Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. (AKJ)
Metzstraße 14c
81667 München
Tel.: (089) 45 80 80 6
E-Mail: info@jugendliteratur.org
Internet: www.jugendliteratur.org
Deutscher Literaturfonds e.V.
Alexandraweg 23
64287 Darmstadt
Tel.: (06151) 40930
E-Mail: info@deutscher-literaturfonds.de
Internet: www.deutscher-literaturfonds.de
Redaktionskontakt: schuster@dipf.de