
Zigeunerbilder in der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur |
07.03.2012 |
Sinti und Roma als Zeitzeugen und fiktionale Figuren in der KJL
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Titelseite des Buches von Anita Awosusi © Verlag Das Wunderhorn |
Am 27. Januar 2011, zum Gedenktag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, durfte erstmalig ein Vertreter der Sinti und Roma im Bundestag an das Schicksal der verfolgten, deportierten und ermordeten Familien der Sinti und Roma in Deutschland und den besetzten Gebieten erinnern. Zoni Weisz führte vor Augen, wie wenig das Schicksal der rund 500.000 während der Zeit des Nationalsozialismus in Europa ermordeten Sinti und Roma bis heute im kollektiven Gedächtnis verankert ist.
In den letzten Jahren sind mehrere Veröffentlichungen in der Jugendliteratur über diese Schicksale erschienen (Krausnick, Tuckermann, Domes). Daneben gibt es eine Vielzahl fiktionaler Gestaltungen in der KJL, besonders aus dem angelsächsischen Bereich, oft in historischem Gewand, in denen sich auch tradierte und widersprüchliche Vorstellungen finden. Selbst im aktuellen Kriminalroman für Jugendliche (Kevin Brooks) sind „Zigeuner“ gewalttätig und Träger mythischer Kräfte.
Die Zusammenstellung „Zigeunerbilder in der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur - Sinti und Roma als Zeitzeugen und fiktionale Figuren in der KJL“ enthält gekürzte Rezensionen von Neuerscheinungen bzw. Wiederauflagen aus der Datenbank der AJuM www.ajum.de, die zwischen 2004 und 2011 erschienen sind, und gibt Hinweise auf didaktisches Material, Filme und weitere Titel, die besonders Lehrerinnen und Lehrern den Zugang zu diesem Thema erleichtern sollen. Die folgende Übersicht folgt der Gliederung der Zusammenstellung.
I. Biografien/ Zeitgeschichte für Jugendliche
Geradezu auffällig ist in den letzten Jahren die wachsende Zahl von Veröffentlichungen über das Schicksal der Sinti und Roma während des Faschismus, nachdem es bis in dieses Jahrhundert (fast) nur Erzählungen zum Schicksal jüdischer Familien und Kinder gegeben hat. Lange war es den Betroffenen unmöglich, über ihre Leiden und Demütigungen zu sprechen, zumal die Diskriminierung von Seiten der Behörden wie auch der Mehrheitsbevölkerung nach 1945 nicht aufhörte. Die rezensierten Titel sind geeignet für den Politik-, Geschichts-, Religions- und Deutschunterricht.
II. Fiktionale Literatur
Fantastisches und Historisches sind in den fiktionalen Jugendbüchern kaum zu trennen. Zigeuner erscheinen oft als fast mythische Wesen, sind meist nur Nebenfiguren. Auffällig viele der rezensiertenTitel sind Übersetzungen aus dem angelsächsischen Raum.
III: Aktuelles
Durch den eklatanten Widerspruch zwischen der Reisefreiheit in der EU, der europäischen Charta der Grundrechte und z.B. den Ausweisungen von Roma aus Frankreich bzw. Fragen nach dem Recht auf Schulbesuch für Roma-Kinder in Berlin im Jahre 2011, ist das Leben der Roma-Minderheit in Rumänien und in ganz Europa etwas mehr in den Blickpunkt geraten. In „Cosmin – Von einem der auszog, das Leben zu lernen“ erzählt die rumäniendeutsche Schriftstellerin Karin Gündisch vom Alltag des 12-jährigen Roma-Jungen Cosmin, der mit seiner Mutter und den Geschwistern und einem meist abwesenden Vater in einem abgeschiedenen Bergdorf in Rumänien lebt. Im Bilderbuch „Ivan & Dominik“ von Georg Wieghaus wird der Kampf zweier Roma-Kinder in der Slowakei um eine menschliche Zukunft geschildert.
IV. Weiterführende Hinweise und Links
Diese Rubrik enthält Verweise auf Internetseiten sowie Hinweise auf weiterführende Literatur zum Thema.
Autorinnen:
Angelika Schmitt-Rößer und Ute Wolters
Redaktionskontakt: schuster@dipf.de