
Schenk mir Geschichten! |
08.12.2011 |
Eltern-Kind-Abend in der Schulbibliothek
![]() |
© Stadtbücherei Frankfurt a. M./sba |
Hilfe und Förderung beim Erwerb von Lese- und Schreibkompetenz sind Kernauftrag von Bibliotheken: Ziel ist es, Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg in die multimediale Gesellschaft zu begleiten. Schulbibliotheken stellen für viele Kinder und Jugendliche den Einstieg in Bibliotheken dar.
Eine Frankfurter Besonderheit ist die Multikulturalität der Stadt. In Frankfurt am Main hat jedes zweite Kind einen mehrsprachigen Hintergrund, die am häufigsten festgestellte Entwicklungsstörung betrifft Sprachauffälligkeiten. Hier sind die Bibliotheken gefordert: Vorlesen ist und bleibt dabei eine Säule der Bibliothekspädagogik.
Integration
Der (Vor)Lesetag transportiert das Lesen aus dem schulischen Bereich in den familiären Rahmen.
![]() |
© Stadtbücherei Frankfurt/sba |
Der Leseabend
Die Aktion „Eltern-Kind-Abend: Schenk mir Geschichten!“ basiert auf einer engen Kooperation zwischen Schule und Schulbibliothek.
![]() |
© Stadtbücherei Frankfurt/sba |
Der Eltern-Kind-Abend nutzt das Vorlesen bewusst als Element der Integration. Hier treffen Kinder und ihre Eltern aus verschiedensten Nationalitäten zusammen, um ein gemeinsames Erlebnis zu gestalten.
Der Vorleseakt findet in der persönlichen Situation zwischen Elternteil und Kind statt, so dass sich auch Kinder und Eltern mit geringen Deutsch- oder Vorlesekompetenzen sicher fühlen können. Die anschließenden getrennten Aktivitäten in Schüler- und Elterngruppen machen deutlich, dass den beiden Zielgruppen unterschiedliche Botschaften vermittelt werden: Kinder sollen Spaß am Lesen entdecken, Eltern für die Bedeutung des Lesens und den Medienkonsum ihrer Kinder sensibilisiert werden.
Kooperationspartner Schule
Die Aktion zur Leseförderung wurde ganz bewusst in einer Schule initiiert, die einen hohen Anteil an Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund (über 80%) aufweist. Über die Schule werden auch die Eltern erreicht, die keine Affinität zum Buch und zum (Vor-)Lesen entwickelt haben. Die Bibliotheksbesichtigung, bei der die Kinder ihren Eltern die Schulbibliothek zeigen, emotionalisiert die „Bildungseinrichtung“, das anschließende Lesen zeigt, dass Bibliotheken auch Orte des persönlichen Erlebens und der individuellen Entwicklung sind. Die Leseförderaktion integriert somit nicht nur die Kinder, sondern spricht auch ihre Eltern an, die wenig bis kaum Deutschkenntnisse haben. Sie werden ermutigt, sich stärker in den Lese- und somit Lernprozess ihrer Kinder einzubringen.
Fazit
Wenn Kinder und Eltern sich „Geschichten und Aufmerksamkeit schenken“ dann weben sie immer auch an ihrer gemeinsamen Geschichte. Denn: Im Schenken zeigen wir dem anderen unsere Wertschätzung und unterstreichen unsere Bindung. Nach Georg Simmel ist dieses Nehmen und Geben ein soziales Netz, das unsere Gesellschaft zusammenhält.
Autorin:
Hanke Sühl
Stadtbücherei Frankfurt am Main
Schulbibliothekarische Arbeitsstelle (sba)
Hasengasse 4
60311 Frankfurt am Main
E-Mail: hanke.suehl@stadt-frankfurt.de
Internet: www.stadtbuecherei.frankfurt.de/sba
Redaktionskontakt: schuster@dipf.de