Bericht

20. Hessischer Schulbibliothekstag

08.04.2011

Zukunftsmodell Buch - Von der Schulbibliothek zur Mediothek


Workshop beim 20. Hessischen Schulbibliothekstag, © G. Schlamp
Workshop beim 20. Hessischen Schulbibliothekstag, © G. Schlamp
Bei frühsommerlichen Temperaturen saßen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 20. Hessischen Schulbibliothekstages in der Mittagspause unter Sonnenschirmen auf dem Schulhof. Schulhof? Anderswo wäre dies die Gartenterrasse eines Ausflugslokals. Das Gymnasium Lahntalschule liegt in einer Landschaft, in der man Urlaub machen kann.


Grußworte und Gratulationen zum 20. Jubiläum
Der Bürgermeister von Biedenkopf – das Stadtschloss war auf dem Berghang im Hintergrund zu sehen – sprach erfrischend kenntnisreich über Schulbibliotheken, der Kulturdezernent des Kreises war gekommen und zum zweiten Mal in der 24-jährigen Geschichte der Hessischen Schulbibliothekstage begrüßte eine Dezernentin des zuständigen Staatlichen Schulamtes die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Der Abteilungsleiter für Schulentwicklung aus dem Kultusministerium, Jörg Meyer-Scholten, vertrat die Kultusministerin, die zur Übergabe des Preises „Schulbibliothek des Jahres“ am 5. Mai in ihr Haus einlädt. Herr Meyer-Scholten kennt das Thema, zu seiner Abteilung gehört das Schulbibliotheksreferat. Er würdigte die Leistungen der Landesarbeitsgemeinschaft Schulbibliotheken in Hessen e.V. (LAG), die Anstrengungen der Schulträger und die Kooperation zwischen LAG, dem Ministerium und den schulbibliothekarischen Einrichtungen des öffentlichen Bibliothekswesens.

Mit Begeisterung wurde das Grußwort des Leiters der gastgebenden Schule, Dr. Eberhard Scholl, aufgenommen. Er erzählte die Geschichte „Das ist ein Buch“ nach dem Bilderbuch von Lane Smith. In der Lahntalschule ist u. a. das Fach Musik programmatischer Schwerpunkt. Die Klasse 6b trat als veritables Orchester auf und umrahmte diesen Programmteil.

Grußworte auf Schulbibliothekstagen sind willkommen. Die gastgebende Schule soll auf sich und ihre Bibliothek/Mediathek aufmerksam machen können. Der Hessische Rundfunk nahm in seinem Kulturprogramm Notiz von der Veranstaltung und die regionale Presse grüßte mit der (nicht ganz richtigen) Schlagzeile „Mekka der Bibliothekare“. Der Weltschulbibliotheksverband IASL (International Association of School Librarianship) gratulierte zum Jubiläum und Lourense Das vom europäischen Schulbibliotheksnetzwerk ENSIL (European Network for School Libraries and Information Literacy) war sogar als Teilnehmerin dabei.

Festvortrag und Workshop mit Andreas Steinhöfel
Autor Andreas Steinhöfel, ehemaliger Schüler der Lahntalschule und ihr durch Lesungen und Gespräche verbunden, hielt einen hinreißenden Vortrag: „Autor, Bibliothek, Leser: Wer verliert sich zuerst im Dschungel multimedialer Möglichkeiten?“ Ein Kontrapunkt zum Tagungsthema „Zukunftsmodell Buch!? – Von der Schulbibliothek zur Mediathek“? Steinhöfel beklagte den Sprachverfall im digitalen Zeitalter. Piktogramme und Akronyme verdrängten die orthographisch richtige, differenzierte und verständliche Schriftsprache. Er machte sich lustig über renommierte Verlage, die mit „Klingelbüchern“ und sprechenden Kugelschreibern das Lesen zu fördern glauben.

Die Digitalisierung der Schulen schreite voran. Die Schulaufsicht reagiere mit der Forderung, wenigstens einmal pro Schuljahr eine Exkursion in den Wald zu machen, Lernziel: Die Natur mit allen Sinnen begreifen. Der Berliner Senat gebe über eine Million Euro für die Medienkompetenzschulung von Eltern, Lehrern und Schülern aus, nachdem man endlich von dem schon lange bestehenden Treiben von IShareGossip Kenntnis erlangt habe. Die wahre Medienkompetenz zeigten dagegen Schüler, die den Server durch lange Wikipedia-Einträge überschwemmten. Der Text des Vortrages ist abrufbar unter www.schulbibliotheken.de

Auch aus dem Workshop des Autors kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit leuchtenden Augen. Dabei mutete er den Lehrinnen und Lehrern bissige Bemerkungen zu: Sie läsen seine Bücher mit der didaktischen Schere im Kopf, im Hinblick auf die unterrichtliche Verwertbarkeit. Aber auch manche Eltern sähen im Schriftsteller einen Produzenten von Gefälligkeitsliteratur: „Schreiben Sie doch mal was, das mein Junge liest!“

Praxisorientierte Anregungen in mehr als 30 Workshops
Aber auch die anderen, mehr als 30, Workshops wurden von den fast 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gelobt. Helga Hofmann von der schulbibliothekarischen Arbeitsstelle der Frankfurter Stadtbibliothek legte die Grundlagen der Schulbibliotheksarbeit dar, wie immer einer der meistgefragten Workshops.

Die Lahntalschule steuerte gleich fünf Referentinnen und Referenten bei, u. a. zu den Themen „Leseförderung – wie fange ich an?“, „Kreatives Schreiben“ und „Techniken des literarischen Schreibens“. Alle praxisorientiert, zur Anregung und Umsetzung im eigenen Unterricht gedacht. Auch die Berichte aus dem Schulbibliotheksalltag waren begehrt: Pia Weidl, Heidi Heuß und Helga Roth berichteten. „Bibliothekseltern“ gaben ihre Erfahrungen an ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter. Ilona Munique führte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Geheimnisse der Sponsorensuche ein.

Die digitale Dimension der Schulbibliothek kam, dem Tagungsmotto folgend, nicht zu kurz: Smartboards und ihre Nutzung im Unterricht und multimediale Unterrichtsideen zu Bilderbüchern waren weitere Workshop-Themen.

Das komplette Programm des 20. Hessischen Schulbibliothekstages steht zum Nachlesen zur Verfügung unter basedow1764.files.wordpress.com

Der 21. Schulbibliothekstag wird im Jahr 2013 stattfinden. Eine gastgebende Schule ist schon (fast) gefunden!

Autor: Günter Schlamp

Kontakt:
LAG Schulbibliotheken in Hessen e.V.
Günther Brée (Vors.)
E-Mail: g.bree@gi.ssa.hessen.de
Internet: www.schulbibliotheken.de


Redaktionskontakt: schuster@dipf.de